Von Serubbabel
bis Nehemia - 4

445 v.Chr.

Griechenland. Zwischen Athen und Sparta wird ein 30-jähriger Frieden geschlossen. Athen beschränkt sich auf seine Seemacht. Gleichzeitig sichert der stillschweigende Friedensschluss zwischen Athen und den Persern die griechische Macht in Europa und Kleinasien.

Herodot liest einen Teil seines Geschichtswerks in Athen vor und erhält eine Staatsbelohnung.

Jerusalem, Dezember. Nachrichten von der Misere der Stadt Jerusalem, deren Mauer immer noch nicht aufgebaut war, dringen an Nehemias Ohren, der in Susa einen sehr hohen Vertrauensposten[ 3 ] unter Artaxerxes inne hat.

Nehemia 1

444 v.Chr.

April. Nehemia riskiert sein Leben, als er den König Artaxerxes indirekt bittet den Baustopp wieder aufzuheben. Durch eine gnädige Fügung Gottes erhört der König nicht nur die Bitte und schickt Nehemia mit entsprechender Ermächtigungsurkunde und Eskorte nach Jerusalem, er betraute ihn auch mit der Schaffung einer von Samaria unabhängigen Provinz Juda, die in der Satrapie "Jenseits des Stromes" eine gewisse Selbständigkeit haben soll.
In Jerusalem inspiziert Nehemia zunächst den Zustand der Mauern, dann verkündigt er seine Absicht und ermutigte das Volk zur Arbeit an der Mauer. Nehemia erweist sich als hervorragender Führer.

Nehemia 2

Der Horoniter Sanballat (Vers 19) war der Gouverneur von Samaria und wird auch in den Papyri von Elephantine erwähnt. Der Araber Geschem ist ebenfalls aus einer außerbiblischen Inschrift bekannt. Wahrscheinlich hatten sie zusammen mit dem in der bibel erwähnten Ammoniter Tobija dem syrischen Gouverneur Megabyzos in seinem Aufstand beigestanden und fürchteten nun Nehemia als einen starken Perser, der die Region überwachen sollte.

Der Wiederaufbau der Mauer war eine logistische Meisterleitung. Die Menschen erhielten einen Arbeitsplatz in der Nähe ihrer Häuser zugewiesen, wodurch die Arbeit eine Familienangelegenheit wurde. Auch Pendler wurden in die Arbeit eingebunden und die verschiedenen Berufsgruppen arbeiteten gemeinsam.

Gottes Werk geht selten ohne Widerstand voran. Im folgenden Text werden die inneren und äußeren Widerstände geschildert, die Nehemia zu überwinden hatte.

Nehemia 3,33 - 4,17

Zuerst versuchen es die Feinde mit Spott, dann mit gezielten Störaktionen. Nehemia und seine Männer kommen nicht mehr aus den Kleidern. Auf einmal brechen Unruhen im eigenen Volk auf, weil die Armen unter ihnen schon länger von den eigenen Leuten unterdrückt wurden. Nehemia sorgt energisch für Gerechtigkeit.

Nehemia 5,1-13

Das das Werk so schnell voranschreitet, beunruhigt die Feinde sehr. Jetzt behaupten sie, die Juden wären dem persischen König gegenüber illoyal. Dann suchen sie nach Vorwänden und fordern Verhandlungen, in deren Verlauf sie Nehemia umbringen wollen. Doch Nehemia lässt sich auf nichts ein.

Nehemia 6

2. Oktober. In nur 52 Tagen wird die Mauer Jerusalems trotz aller Schwierigkeiten vollendet. Anschließend sorgt Nehemia dafür, dass die Stadt sicher wurde.

Nehemia 7,1-5

Gleich darauf verlangt Nehemia vom ganzen Volk, sich registrieren zu lassen. Dieses Register in Neh 7,6-72 unterscheidet sich leicht von der Liste Esras aus dem Jahr 538.

Etwa eine Woche später verliest Esra das Gesetz vor dem ganzen Volk. Am zweiten Tag der Lesung entdecken die Verantwortlichen, dass das Laubhüttenfest gefeiert werden soll.

Nehemia 8,1-15

Am 9. Oktober wird die Anweisung entdeckt, das Laubhüttenfest zu feiern. So bleiben noch zwei Wochen zur Vorbereitung. Aber sie wollten das Fest unbedingt feiern, weil Gott es angeordnet hatte.

Nehemia 8,16-18

Die Verlesung des Wortes Gottes hinterlässt einen ungeheuren Eindruck. So kommt es am 30. Oktober zu dem gemeinsamen Bußtag. Anschließend verpflichten sie sich neu auf das Gesetz. Alle schließen sich dieser Verpflichtung an, die von den Oberen des Volkes unterzeichnet wird.

Nehemia 9,1-5 / 10,1

Die Verpflichtung hatte folgenden Wortlaut:

Nehemia 10,31-40

Weil in Jerusalem noch immer verhältnismäßig wenig Menschen wohnen, wird nun festgelegt, dass ein Zehntel des Volkes zusätzlich in die Stadt ziehen muss, um sie vollständig wieder aufzubauen.

Nehemia 11,1-3

Einige Zeit nach Vollendung der Mauer erfolgt die feierliche Einweihung. Zwei Festchöre ziehen singend und musizierend auf der Stadtmauer entlang, die demzufolge so breit wie eine Straße gewesen sein muss. Ihr Lob erklang vielleicht so wie in dem angeführten Psalm.

Nehemia 12,27-43 / Psalm 85

Danach wird auch die weitere Versorgung der Priester und Leviten gesichert.

Nehemia 12,44-47

443 v.Chr.

Athen. Unter dem Feldherrn und Volksredner Perikles (490-429 v.Chr.) beginnt eine Blütezeit der athenischen Kultur.

440 v.Chr.

Esra, der als Priester und Schriftgelehrter in Jerusalem wohnt, schreibt um diese Zeit das nach ihm benannte Buch. Er hatte ohne Zweifel Urkunden und Dokumente zur Hand, um den historischen Teil (Esr 1-6) zusammenzustellen. In Esr 7,27 – 9,15 schreibt er in der Ich-Form als Augenzeuge. Zwei Abschnitte sind in aramäischer Sprache überliefert: Esr 4,8 – 6,18 / 7,12-26.

438 v.Chr.

Griechenland. Die zwölf Meter hohe Kolossalstatue der Göttin Athene aus Holz, Gold und Elfenbein zieht in den Parthenon von Athen ein.

435 v.Chr.

Griechenland. Der Baumeister Phidias schafft in Olympia aus Gold und Elfenbein eine 20 m hohe Statue als Kultbild für den Zeustempel, die eins der sieben Weltwunder des Altertums wird.

432 v.Chr.

Nehemia hat dem König Artaxerxes zwölf Jahre als Statthalter in Jerusalem gedient und kehrt nun – vielleicht für zwei Jahre – nach Susa zurück.

431 v.Chr.

Griechenland. Es beginnt der Peleponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta, der 27 Jahre lang[ 2 ] mit wechselnden Verbündeten geführt wird und in dem Sparta letztlich die Oberhand behält. Eigentlicher Sieger freilich wird dann das Perserreich.

430 v.Chr.

Nehemia erbittet sich noch einmal Urlaub, um in Jerusalem nach dem Rechten zu sehen. In seiner Abwesenheit waren erschreckende Dinge geschehen, die er geordnet haben wollte. Seine Reformen stabilisieren dann die religiöse und soziale Gemeinschaft der Rückkehrer.

Nehemia 13

Nehemia verjagt den Enkel des Hohen Priesters Eljaschib, der eine Tochter Sanballats geheiratet hatte. Das ist vermutlich der Priester, der zusammen mit Manasse, einem anderen Schwiegersohn des Sanballat, später den samaritanischen Tempel auf dem Berg Garizim gründet.

Nehemia schreibt seine Geschichte wahrscheinlich bald nach den geschilderten Ereignissen auf. Dabei arbeitet er auch offizielle Listen ein. Meist schreibt er in der Ich-Form, also 1. Person Einzahl, benutzt aber auch die 3. Person (Kap. 8), was damals nicht unüblich war.

Um diese Zeit könnte das Wirken des Propheten Maleachi begonnen haben.[ 1 ]


Fußnoten

[ 1 ] Das Problem der Mischehen, das Esra schon 36 Jahre früher gebrandmarkt hatte, war immer noch nicht erledigt, wie auch Neh 13 beweist.
[ 2 ] Man nennt ihn deshalb auch den "Dreißigjährigen Krieg der Antike".
[ 3 ] Er war Mundschenk. Das bedeutete, dass der König unbegrenztes Vertrauen zu ihm hatte. In späteren Zeiten übte ein Mundschenk manchmal mehr Einfluss aus als der Oberbefehlshaber der Truppen.