Von Serubbabel
bis Nehemia - 1

538 v.Chr.

Babylon. Darius der Meder denkt daran, den 83-jährigen Daniel mit der Verwaltung des ganzen Reiches zu betrauen. Es kommt zu einer Intrige der anderen Minister des Darius, die dem greisen Gottesmann eine Nacht in der Löwengrube beschert.

Daniel 6,2-29

Daniel untersucht die Schriften des Propheten Jeremia um herauszufinden, ob die Zeit der 70 Jahre, die Jerusalem in Trümmern liegen sollte, bereits zu Ende ging.

Jer 25,11-12 / 29,4-14

Als Ergebnis seines Schriftstudiums bittet er für sich und sein Volk um Vergebung. Daraufhin löste Gott seine Zusage ein, so dass die Juden kurz darauf wieder nach Hause können.

Daniel 9,1-19

Es war um die Zeit des Abendopfers, also gegen 15 Uhr, als Daniel so betete und erfuhr, wie sein Gebet unmittelbar beantwortet wurde.

Daniel 9,20-23

Der Engel Gabriel erklärte dem Daniel anschließend, wie es mit seinem Volk und der Stadt Jerusalem weitergehen sollte. Die 70 Wochen bedeuten Jahrwochen, d.h. Abschnitte zu je 7 Jahren, die auf eine Zeit hinweisen, wo die Schuld vergeben und eine ewige Gerechtigkeit eingeführt werden wird. Das bezieht sich wahrscheinlich auf das Kommen des Christus.[ 2 ]

Daniel 9,24-25

Der Anfangszeitpunkt der ersten sieben Jahrwochen muss das Jahr sein, in dem Jeremia diese Weissagungen ausgesprochen hat, vermutlich 587 v.Chr.

Jeremia 30,18 / 31,38-40

Wenn man davon die ersten sieben Jahrwochen bis zu dem dort genannten Gesalbten[ 3 ], also 49 Jahre, abzieht, kommt man genau in das Jahr, in dem Daniel diese Offenbarung empfing, nämlich 538 v.Chr.

Der Anfangszeitpunkt der 62 Jahrwochen muss in dem Jahr gesucht werden, in dem Jerusalem vollständig wiederhergestellt war, also um das Jahr 441 v.Chr. Davon die 62 x 7 = 434 Jahre abgezogen, gelangt man in das Jahr 7 v.Chr., das wahrscheinliche Geburtsjahr unseres HERRN.

Daniel 9,26-27

Die Hälfte der 7. Jahrwoche könnte sich

  1. auf die Kreuzigung des HERRN beziehen, nach der die Opfer im Tempel sinnlos geworden waren,
  2. auf den jüdisch-römischen Krieg, der von 64-73 n.Chr., also 7 Jahre, dauerte. In der Mitte dieser Zeit 70 n.Chr. wurde der Tempel zerstört und damit hörten die Opfer auf.
  3. Schließlich könnte sich die Weissagung von der 7. Jahrwoche noch einmal in der Zeit des Antichristen erfüllen.

Der Erlass des Kyrus, der Babylon im Jahr zuvor erobert hatte, könnte eine unmittelbare Antwort auf das Bußgebet Daniels sein. Er wurde jedenfalls im gleichen Jahr veröffentlicht und erlaubte den Juden die Heimkehr nach Israel.

Ein kostbares archäologisches Fundstück im britischen Museum in London, ein 25 cm langer nach außen gewölbter Zylinder aus gebranntem Ton, der ringsum mit Keilschrift bedeckt ist, berichtet allgemein von diesem Erlass:

Eine Kurzfassung des Edikts für Israel findet sich im zweiten Buch Chronik. Ausführlicher berichtet Esra in seinem Buch davon:

2Chronik 36,22-23 / Esra 1,1-4

Damit erfüllte sich, was Gott durch den Propheten Jesaja mehr als 150 Jahre vorher angekündigt hatte.

Gott gebrauchte diesen König, ohne dass der ihn kannte.

Jes 45,1-7

Schon bald darauf machten sich knapp 50.000 Menschen, auf den etwa 1500 km langen Weg zurück in die Heimat. Geführt wurden sie von dem jüdischen Fürsten Schechbazar[ 4 ].

Esra 1,5-11

Das wiederum ist die Erfüllung von Jes 45,13:

Esra führt in seinem Buch nun die Liste der Rückkehrer auf, die sich mit kleinen Abweichungen auch bei Nehemia 7,6-72 findet. Die Ausleger vermuten, dass die Unterschiede entweder darauf zurückzuführen sind, dass Esra die Zahl beim Aufbruch aus Babylon feststellte und Nehemia sich trotz der gefundenen Liste auf die bezog, die 90 Jahre später im Land waren oder dass es sich um Abschreibefehler bei der Textüberlieferung handelt.Der Text von Nehemia unterscheidet sich im letzten Absatz (siehe Neh 7,69-72) stärker.

Esra 2,1-2

Der hier genannte Nehemia ist natürlich nicht mit dem Nehemia identisch, der 94 Jahre später nach Jerusalem kam und die Mauer aufbaute. Mordochai ist ein babylonischer Name, der von Marduk, dem Gott Babylons, abgeleitet ist. Esters Vormund hieß auch so. Der war aber 64 Jahre später noch in Babylon.

Esra 2,3-7

"Parosch" heißt "Floh". Israeliten waren oft nach Tieren und Insekten benannt. "Arach" bedeutet vielleicht "Wanderer" oder "Wilder Ochse". "Pahat-Moab" bedeutet Gouveneur von Moab und könnte früher ein Titel gewesen sein.

Esra 2,8-20

"Asgad" bedeutet "Gad ist stark" und bezieht sich entweder auf den Glücksgott Gad, der in Jes 65,11 erwähnt wird oder auf den israelitischen Stamm Gad. "Ater" bedeutet "Linkshänder".

Esra 2,21-35

"Senaa" ist wahrscheinlich kein Ortsname wie die anderen. Der Begriff legt nahe, dass es sich um eine Gruppe von besonders niedriggestellten Personen handelte. Dafür spricht auch die große Zahl.

Die Liste von Dörfern und Städten umfasst viele Orte aus dem Gebiet von Benjamin, nördlich von Jerusalem. Es fällt auf, dass keine Stadt aus dem südlichen Juda erwähnt wird. Das hängt damit zusammen, dass die Edomiter dieses Gebiet okkupiert hatten, nachdem Juda von Nebukadnezar in die Gefangenschaft geführt worden war.

Esra 2,36-39

Vier Priesterfamilien mit mehr als 4000 Priestern kamen zurück, dafür aber nur 733 Leviten, das sind sehr wenig (siehe Esr 8,15). Viele von ihnen hatten in Babylon offenbar eine bessere Existenz aufgebaut und wollten nicht mehr nur vom Tempel leben.

Esra 2,40-58

Die Zahl der zurückgekehrten Tempeldiener und Sklaven Salomos war größer als die aller Leviten, der Sänger und Torwächter zusammen. Bei den Sklaven Salomos handelt es sich vermutlich um die Nachkommen der Kanaaniter, die Salomo versklavt hatte 1Kö 9,20-21

Esra 2,59-63

Das Wort "Tell" meint einen künstlichen Siedlungshügel, der durch die Bau- und Kulturreste eines zerstörten Ortes gebildet wurde und auf dem man den Ort immer wieder aufgebaute. Die Juden waren in der Gefangenschaft vielleicht auf solchen Hügeln angesiedelt worden, um den Ort wieder aufzubauen.

Esra 2,64-70

Die Gesamtzahl der Rückkehrer ist höher als die Summe der einzelnen Angaben. Es könnte aber sein, dass nur die Nachkommen aus den Stämmen Juda und Benjamin gesondert aufgezählt sind und die Differenzsumme Menschen aus den anderen Stämmen waren.

537 v.Chr.

Phönizien. Die von der Persern unterworfenen phönizischen Städte nördlich von Israel dürfen ihre Selbständigkeit unter einheimischen Herrschern behalten. Sie stellen den Kern der persischen Flotte.

Esra 3,1-6

Israel. Nachdem sich die Rückkehrer notdürftig eingerichtet haben leiten die beiden Führer am 26. September gemeinsam den Aufbau des Brandopferaltars auf dem Tempelplatz in Jerusalem. Der erste Tag jedes neuen Monats, der Neumondstag, galt als Festtag, an dem ein Opfer zu bringen war 4Mo 28,11.

Am 15. Tischri (11. Oktober) feiern sie mit den Zurückgekehrten das Laubhüttenfest. Jeschua war ein Nachkomme des letzten Hohen Priesters Seraja vor der Gefangenschaft (1Chr 5,40) und Serubbabel ein Enkel Jechonjas, des letzten unabhängigen jüdischen Königs, dem einzigen, der den Zusammenbruch des Königreiches Juda in der Gefangenschaft überlebte.

536 v.Chr.

Am Ufer des Tigris. Am 9. April empfängt der greise Daniel nach dreiwöchigem Fasten seine letzte große Offenbarung. Sie macht etwas von dem Kampf deutlich, der parallel zu den irdischen Geschehnissen in der unsichtbaren Welt tobt. Der zu Daniel geschickte Engel war vermutlich Gabriel, der schon einmal zu ihm gesprochen hatte (Dan 8,16 / 9,21).

Daniel 10,1-11,1

Das erste Jahr des Meders Darius, in dem Daniel nach dem Ende der 70 Jahre geforscht und für sein Volk Buße getan hatte, lag zwei Jahre zurück. Daniel wird nun gezeigt, dass Israels Freiheit nicht lange währen und das Volk bald wieder in schwere Konflikte verwickelt sein würde.

Israel. Die Bauvorbereitungen nehmen einige Monate in Anspruch. Im Mai wird dann der Grundstein für den 2. Tempel in Jerusalem gelegt. Die Leviten bekommen die Aufsicht. Die Altersgrenze für den Beginn ihres Dienstes war im Lauf der Zeit von 30 auf 25 und dann noch einmal auf 20 Jahre heruntergesetzt worden. 4Mo 4,3 / 8,24 / 1Chr 23,24.27 / 2Chr 31,17.

Esra 3,7-13

Dazu lesen wir den Psalm, der die Freude der Rückkehrer aus der Gefangenschaft beschreibt.

Psalm 126

Die Freude hält nicht lange an. Die Gegner der heimgekehrten Juden, nämlich die Samariter, fordern ihren Anteil am neuen Tempel. Weil ihnen das verweigert wird, bestechen sie die Ratgeber des Königs und erreichen so, dass ein Baustopp verfügt wird, der 16 Jahre andauern wird.

Esra 4,1-5.24

531 v.Chr.

Indien. Beginn der Lehrtätigkeit Buddhas in Nordindien. Er verlässt als Bettelasket seine reiche Familie und fordert die Abtötung aller Wünsche durch Versenkung, damit der Fluch der ewigen Wiedergeburten durchbrochen und das Nirwana erreicht wird.

530 v.Chr.

Israel. Nach dem Abbruch des Tempelbaus gerät das zurückgekehrte Volk der Juden in wirtschaftliche und geistliche Armut Hag 1,8-11 / 2,16.

Persien. König Kyrus muss die Nordost-Flanke seines Reiches verteidigen, die von den Skythen und besonders deren Hauptstamm, den Massageten, bedroht wird. Zu diesem Zweck gründet er Kuruschkat, die "Kyrus-Stadt" am Jaxartes[ 5 ]. Sechs befestigte Städte sollten in Zukunft die Flusslinie decken. Um einen Krieg zu verhindern, hält er zuerst um die Hand von Tomyris, der Königin der Massageten an. Sie aber weist das als eine List ab, und fordert Kyrus zum Kampf heraus. Kyrus setzte nun mit seinem Heer über den Jaxartes. Im Vorfeld des Krieges gelingt es ihm, ein Drittel des massagetischen Heeres durch eine Falle zu vernichten. Doch in der darauffolgenden Schlacht (nach Herodot "die Größte, welche die Perser je geführt hatten") wird das persische Heer aufgerieben und Kyrus der Große getötet. Seine Leiche wird alsbald einbalsamiert und in seiner Residenz Pasargadai[6] beigesetzt.

Als Nachfolger besteigt Kambyses, ein Sohn von Kyrus, den Thron. Ihm fehlt nicht nur die Größe, sondern auch die Weisheit des Vaters, um das riesige Reich aus unterschiedlichsten Völkern und Sprachen zu verwalten. Es kommt bald zu Unruhen.

529 v.Chr.

Kambyses ist entschlossen das ganze östliche Mittelmeerbecken unter seine Kontrolle zu bringen, was eine Flotte und die Eroberung Ägyptens voraussetzt. Das ist eine große Chance für Phönizier. Es kommt zu einem Übereinkommen: für die Phönizier vollkommene Unabhängigkeit, für die Perser die Verfügung über die gesamte Seestreitmacht der Phönizier, aber unter phönizischem Komando.

528 v.Chr.

Siddhartha Gautama hatte im Alter von 35 Jahren das Erlebnis des Erwachens, eine fundamentale Einsicht in die Grundbedingungen des Lebens. Seitdem zieht er in Nordindien umher und verkündigt seine Lehre.
Es sind dies die Vier Edlen Wahrheiten: Erstens die Erkenntnis, dass das Leben von Leiden geprägt ist, zweitens, dass dieses Leiden durch Gier, Hass und Verblendung verursacht wird; drittens, dassdas leiden durch Beseitigung der Ursachen beendet werden kann und viertens, dass der Weg dahin über den achtfachen Pfad führt.

Der Edle Achtfache Pfad soll eine Anleitung zum Gewinn der Erlösung sein, die als Nirwana verstanden wird. Er besteht in der rechten Erkenntnis, der rechten Gesinnung, der rechten Rede, dem rechten Handeln, dem rechten Lebenserwerb, dem rechten Streben, der rechten Achtsamkeit und der rechten Sammlung.

527 v.Chr.

Kambyses lässt seinen Bruder Bardija (Smerdis), der ihm zu gefährlich geworden war, heimlich ermorden. [7]


Fußnoten

[ 2 ] Andere Interpretationen siehe bei Maier Dan. S. 338ff
[ 3 ] Das ist ohne Zweifel Kyrus, der in Jes 45,1 als Gesalbter des Herrn bezeichnet wird.
[ 4 ] Das ist wahrscheinlich der chaldäische Name für Serubbabel, der ab Kapitel 2 genannt wird.
[ 5 ] Heute: Syrdarja. Fließt durch Kasachstan und mündet im Aralsee.
[ 6 ] Die Stadt lag etwa 2500 km südwestlich vom Jaxartes. Der Palast des Kyrus war terassenförmig angelegt und enthielt eine großkönigliche Residenzhalle. Hinzu kam ein riesiger Wildpark. Von dessen Torgebäude ist bis heute ein Reliefpfeiler mit einer Inschrift übrig geblieben, die den Namen des Kyrus trägt.
[7] Über das Ende des Smerdis gibt es mehrere Versionen.