Von Serubbabel
bis Nehemia - 2

525 v.Chr.

König Kambyses macht sich auf, das letzte der altorientalischen Großreiche zu unterwerfen. Er durchquert Syrien und das verarmte Israel und marschiert in Ägypten ein. Im Gegensatz zu seinem Vater achtet er die einheimischen Religionen wenig.

Ägypten. Herodot berichtet später, dass Kambyses Pelusium, den Schlüssel Ägyptens, einnahm, indem er Hunde, Katzen und ähnliches Getier, die von den Ägyptern heilig gehalten wurden, vor sein Heer setzte, so dass kein Ägypter es wagen würde, Waffen gegen sie zu gebrauchen. Er erschlug Apis, den heiligen Stier der Ägypter und verbrannte die anderen Götzen Ägyptens. In Theben ließ er seine unsinnige Zerstörungswut aus, verbrannte die Tempel und versuchte, die Kolossalstatuen zu zerstören.

Damit könnte allerdings in Erfüllung gegangen sein, was Hesekiel ein halbes Jahrhundert vorher prophezeit hatte (Hes 30,13-16).

Griechenland. Themistokles, der größte Staatsmann Griechenlands wird geboren († 459).

524 v.Chr.

Kambyses versucht von Ägypten aus weiter nach Süden und Westen vorzustoßen. Doch die Phönizier streiken und zwingen Kambyses das Vorhaben gegen Karthago aufzugeben. Herodot schrieb: "Kambyses' gesamte Seemacht war von den Phöniziern abhängig." Auch die Eroberung von Nubien scheitert.

522 v.Chr.

Plötzlich erhält Kambyses die Nachricht, dass ein Meder namens Gaumata in Persien den Thron bestiegen und sich am 11. März unter dem Namen "Bardija" zum Großkönig ausgerufen habe. Weil Kambyses den Tod seines Bruders Bardija geheim gehalten hatte und Gautama ihm so ähnlich war, dass er sogar dessen Witwe täuschen konnte, gelang dieser Thronraub zunächst. Das veranlasst Kambyses zum sofortigen Rückzug. Doch er kommt nicht mehr dazu, sich mit dem Rebellen auseinander zusetzen. Auf dem Rückweg durch Syrien ereilt ihn der Tod.[ 1 ]

Persien. Viele Untertanen begrüßen die Thronbesteigung des "Bardija" Gautama.
Gautama gehörte zu einer Gemeinschaft von Priestern, die sich der Religion des Zarathustra verschrieben hatten und Magier nannten. Dass solch ein Magier den Thron besteigen konnte zeugt von dem gewaltigen Fortschritt, den die neue Religion inzwischen gemacht hatte. Gautama lässt kurz nach seinem Herrschaftsantritt allen Völkern seines Reiches verkünden, dass sie drei Jahre lang von Steuern und Militärdienst befreit seien. Er residiert auf der Burg Susa und verlässt sie niemals. Und niemals empfängt er dort einen gebürtigen Perser zur Audienz.

Der 28-jährige Darius, der bisherige Speerträger des Kambyses und Schwiegersohn des Kyrus[ 2 ], erkennt in dieser Situation seine Chance. Er verbündet sich mit sechs adligen Persern gegen den Magier. Am 29. September töten sie den Gautama und zwei andere Magier. Sie schlagen ihnen die Köpfe ab und zeigen sie draußen den Persern. Daraufhin machen die Perser ebenfalls Jagd auf Magier. Die Nacht allein verhindert ein größeres Blutbad. Die Verschwörer heben danach den Darius auf den Thron.

Jetzt kommt es in allen Teilen des Reiches zu Aufständen. In Elam etabliert sich Acina als Gegenkönig, in Babylon Nidintubel, der sich als Nebukadnezar, Nabonids Sohn ausgibt und in Medien Fravartisch, der sich als Prinz aus der Dynastie des berühmten Mederkönigs Kyaxerxes bezeichnet. Die Mehrheit des medischen Heeres verbündet sich mit ihm.

Darius I. (eig. "Darajawahusch" = "derjenige, der das Gute aufrecht erhält") wirft in schneller Folge alle Aufstände nieder und schaltet seine Nebenbuhler aus. Er schickt ein Heer nach Elam. Der Anführer des Aufstands wird gefangen genommen und in Persien hingerichtet.
Gegen die Babylonier zieht Darius persönlich aus. Er besetzt die Stadt und lässt den selbsternannten König töten.
Mit Medien wird es schwieriger: Nachdem Darius ein Heer vergeblich nach Medien geschickt hat, bricht er schließlich selbst von Babylon aus nach Medien auf und gewinnt die entscheidende Schlacht. Fravartisch wird gefangen genommen. Ihm werden zur Strafe Nase, Ohren und Zunge abgeschnitten, er wird geblendet und schließlich in Ekbatana gepfählt.

Eine riesige Inschrift die eine ganze Felswand in Zagros-Gebirge bei Bisutun an der Straße von Bagdad nach Hamadan (Ekbatana) bedeckt, berichtet in altpersischer, elamitischer und akkadischer Sprache wie Darius 19 Schlachten geschlagen und dabei zehn Anwärter auf den Königsthron besiegt hat. Die letzte Schlacht fand der Inschrift zufolge am 18. Dezember statt. In der Inschrift erwähnt er auch seine Ahnen, woraus hervorgeht, dass er zur 6. Generation des Geschlechts der Achämeniden gehört.

Die Inschrift ließ er so hoch anbringen, dass niemand sie von der Staße aus lesen konnte. So schuf er ein Riesenmonument, das bis in unsere Tage erhalten ist. Hier eine Kostprobe - Text nach Klima S. 49f:

Etwa in dieser Zeit beginnt Darius mit dem Bau der Stadt Persepolis (Parsa), die bis heute als eines der seiben antiken Weltwunder gilt.

521 v.Chr.

Höhepunkt und Abschluss der Widrigkeiten, die Darius überstehen muss, ist der erneute Aufstand in Babylon zwischen dem 25. August und dem 27. November. Ein gewisser Armenier namanes Aracha führte die Rebellion an. Er gab sich als Sohn Nabonids aus, des letzten Königs von Babylon, und nannte sich Nebukadnezzar IV. Aber der persische Adlige Vindafarna besiegt das Heer der Aufständischen und kreuzigt Aracha mitsamt seinen Getreuen in Babylon.

Ende des Jahres steht Darius als unbestrittener Herrscher des persischen Großreiches da, obwohl er in den nächsten zwei Jahren noch einige kleinere Feldzüge unternehmen wird. Er verlegt seine Hauptstadt nach Susa, dem alten Elam, 500 km westlich von Pasargadai.

Um diese Zeit stirbt der persische Prophet Zarathustra, der Begründer der persischen Religion. Darius führt das "Fest der Magiertötung" ein, das jedes Jahr am 29. September in Erinnerung an den Sieg über Gautama gefeiert werden sollte, obwohl er selbst an der Verehrung des von Zarathustra erfundenen Gottes Ahura-Mazda festhält und sich verpflichtet fühlt, die früheren persischen Heiligtümer zu zerstören.

520 v.Chr.

Haggai war nach jüdischer Überlieferung bei Hesekiel in Babylon in die Schule gegangen und ist wahrscheinlich erst im Jahr vorher nach Jerusalem gekommen.[ 3 ]
Er weissagt nur vier Monate, vom 29. August bis zum 18. Dezember. Doch sein vollmächtiger Dienst bringt das Volk Israel dazu, in kürzester Zeit wieder mit dem Tempelbau zu beginnen.

29. August. Zum ersten Mal seit dem Exil redet Gott wieder zu einem Propheten. Der erste Tag des Monats war immer Neumond und galt als Festtag, an dem man auch die Propheten befragte (siehe 2Kö 4,22-23 / Jes 1,14).

Haggai 1,1-11

Auch die Berge in Israel waren kultiviert Ps 104,13-15 / Jes 7,25 / Joel 4,18 und die Gebirge zum Teil bewaldet (Hag 1,8).

Die Botschaft schlägt ein und führt zu praktischen Ergebnissen. Nur 23 Tage später, am 21. September beginnt der Wiederaufbau des Tempels nach mehr als 16-jähriger Unterbrechung. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil der 6. Monat ein Erntemonat ist und man außerdem einige Zeit brauchte, um Material und Menschen zu organisieren.

Haggai 1,12-15

18. Oktober. Die zweite Botschaft empfängt Haggai am letzten Tag des Laubhüttenfestes, das am 12. Oktober begonnen hatte und mit vielen Opfern und freiwilligen Gaben als Erntedankfest gefeiert wurde.

Haggai 2,1-9

Kurz danach, im nächsten Monat[ 4 ], beruft Gott den Propheten Sacharja, einen im Exil geborenen Leviten Neh 12,1.16, Enkel des Priesters Iddo, als Sprecher für seine Botschaft. Er tritt neben Haggai und ruft das Volk noch einmal zur Umkehr.

Sacharja 1,1-6

18. Dezember. Haggai empfängt an diesem Tag zweimal eine Botschaft. Die letzte endet mit einer Verheißung an seinen Landesherrn Serubbabel.

Haggai 2,10-23

Persien. Darius I. hat endgültig alle Aufstände niedergeschlagen und das Reich fest in der Hand.

519 v.Chr.

Israel. Sacharja war ein junger[ 5 ] Priester[ 6 ], der als Sprecher Gottes (d.h. als Prophet) an die Seite Haggais berufen wurde. Seine Botschaften ermutigten das tempelbauende Volk entscheidend.

15. Februar. Sacharja empfängt in der Nacht eine Reihe von acht Visionen.

Sacharja 1,7-17

Der Engel Jahwes ist an zwei Merkmalen erkennbar: Er unterscheidet sich von Gott (z.B. betet er zu ihm - Sach 1,12) und er erscheint praktisch identisch mit ihm (z.B. kann er Schuld vergeben - Sach 3,4). Der Engel Jahwes muss außerdem unterschieden werden von dem "Engel, der mit mir redete", dem Engel, der Sacharja die Visionen erklärt.

Sacharja 2,1-17

In den nächsten beiden Visionen erhält Sacharja Botschaften für seinen höchsten geistlichen Vorgesetzten, der die Zusage bekommt, Gott im fertigen Tempel dienen zu dürfen, und für den Fürsten seines Landes, der die Zusage erhält, den Tempelbau zu vollenden.

Sacharja 3,1 - 4,14

Weil damals nur Priester und Könige gesalbt wurden, sind mit den beiden Gesalbten in Sach 4,14 in erster Linie Jeschua und Serubbabel gemeint, die symbolisch sowohl für den Messias, als auch für die zwei Personen stehen können, die in Zukunft einen Auftrag Gottes ausführen sollen Offb 11,3-4.

Die nächsten beiden anschaulichen Visionen haben es mit der Sünde im Volk Gottes zu tun und der Gottlosigkeit, die aus dem Umkreis des Heiligen Landes weggeschafft wird.

Sacharja 5,1-11

Die letzte Vision ist ein Gegenstück zur ersten. Die Diener des Herrn der ganzen Erde brechen nun auf, um seinen Auftrag auszuführen.

Sacharja 6,1-8

Abgeschlossen wird die Reihe der acht Nachtgesichte durch den Befehl zu einer symbolischen Krönung des Hohen Priesters Joschua, was wiederum auf den Messias hinweist, der Priester und König in einer Person sein wird.

Sacharja 6,9-15

Persien. In dem Riesenreich waren die Perser in der Minderheit. Die Zahl der Bewohner des Kernlandes war nicht größer als rund 500.000. Diese wenigen Perser waren 600 Jahre lang die Herren der Welt. Unter Darius hatte das Reich seine größte Ausdehnung erreicht und umfasste ungefähr 50 Millionen Menschen. Kein König zuvor hatte ein so großes Gebiet unter sein Zepter gebracht.

Um es vernünftig regieren zu können, teilte Darius das Reich in Provinzen ein, an deren Spitze jeweils ein Satrap stand. Es entstanden 60 Satrapien. Juda gehörte mit Syrien zur 5. Satrapie "Jenseits des Stromes". Verwalter dieser Provinz war der Perser Tattenai, was auch in einem persischen Dokument aus dem Jahr 506 v.Chr. bestätigt wird. Die Satrapen sorgten für militärische Bereitschaft, bürgten für die Eintreibung der Steuern und verantworteten eine unparteiische Rechtsprechung. Der Satrap war der oberste Richter in der Provinz. Ihm war ein königlicher Sekretär beigegeben, der stets dafür zu sorgen hatte, dass die Verbindung zur Residenz des Herrschers intakt blieb. Jede Satrapie besaß eine Garnison und einen Festungskommandanten. Dieser General überwachte den Satrapen und umgekehrt der Satrap den General. Schließlich gab es noch "des Königs Auge". Das war ein sehr hoher Beamter, meist Bruder oder Sohn des Herrschers. Er reiste mit bewaffneter Truppe von Satrapie zu Satrapie, tauchte ganz unangemeldet auf und inspizierte die Verwaltung. Diese klug ausgedachten Kontrollen sicherten die königliche Macht.

Möglicherweise befürchtete Tattenai, dass der Tempelbau in Jerusalem zu einer Rebellion führen könnte und berichtet deshalb darüber nach Persien.

Esra 5

Der Erlaß des Kyrus war in Babylon nicht auffindbar, fand sich aber in Achmetha[ 7 ], der Sommerresidenz der persischen Könige, die etwa 500 km nordöstlich von Babylon liegt. Dort hatte Kyrus das Edikt verfasst. Auch die Archäologie hat immer wieder bestätigt, dass Urkunden im persischen Weltreich sorgfältig aufbewahrt wurden.

Der ursprüngliche Erlaß des Kyrus wird nun durch ein in deutlichen Worten abgefaßtes Dekret des Darius bestätigt. Der Tempelbau darf nicht nur weitergeführt, sondern muss vom Statthalter ausdrücklich unterstützt werden.

Esra 6,1-13

518 v.Chr.

Ägypten. In diesem[ 8 ] Jahr unternimmt Darius I. einen Feldzug nach Ägypten, wo sich der Satrap Aryandes allzu selbständig gemacht hat. Darius zieht ungehindert bis vor Memphis. Die Stadt kapituliert bereitwillig, weil Darius mit dem dortigen Kult sympatisiert. So unterwirft er die Provinz erneut und lässt sich selbst zum König von Ägypten krönen. Später lässt er den von Pharao Necho geschaffenen Kanal wieder herstellen, der den Nil mit dem Roten Meer verband. Dadurch konnten die Schiffe von Ägypten bis nach Persien segeln, wie Darius in seiner Inschrift ausdrücklich vermerkt[ 9 ].

Zunächst aber muss er nach Susa zurückkehren, weil man dort versucht hatte, ihm den Thron zu rauben.

Persien. Nun hatte Darius Zeit, sich um die Infrastruktur in seinem riesigen Reich zu kümmern. So ließ er eine 6700 km lange Straße zwischen Susa und Sardes bauen, an der 111 Herbergen für die Rast und den Gespann- und Botenwechsel lagen. Eine Information von Susa konnte in sechs Tagen Sardes erreichen. Griechische Autoren bezeugen, dass nichts und niemand die persischen Kuriere an Schnelligkeit übertroffen hätte. Darius führte den "Dareikos" ein, Goldmünzen im Gewicht von 8,3 g, die als erste Münze das Portrait des Königs trugen. Dazu gab es einheitliche Silbermünzen, die Schekel, die 5,6 g wogen. Die Ordnung der Abgaben, Tribute und Zölle verhalf dem Reich zu einer einheitlichen Organisation und trug dem Darius bei dem Griechen Herodot den Beinamen "Krämer" ein.

Jerusalem, 7. Dezember. Eine Delegation von Juden aus Bethel fragt in Jerusalem, ob sie jetzt, wo der Tempel gebaut würde, noch weiter fasten müssten, wie sie es seit der Zerstörung der Stadt getan hatten.

70 Jahre zuvor hatte der babylonische König Nebukadnezar begonnen, die Stadt Jerusalem zu belagern. Das war am 10. Tag des 10 Monats. Sacharja erwähnt dieses Datum Sach 8,15. Anderthalb Jahre später, am 9. Tag des 4. Monats Sach 8,19, war durch die unermüdliche Arbeit von Rammböcken die erste Bresche in die Stadtmauer geschlagen. Jetzt ging alles sehr schnell: Einen Monat später waren Stadt und Tempel zerstört - am 10. Tag des 5. Monats - Sach 7,5 / 8,19. Dieses Datum erwähnt die Delegation aus Bethel selbst Sach 7,3. Doch das war noch nicht das Ende. Nach Eroberung der Stadt hatte Nebukadnezar einen Statthalter eingesetzt. Er hieß Gedalja. Dieser Mann, der viele Israeliten damals wieder Hoffnung schöpfen ließ, wurde zwei Monate später durch einen heimtückischen Anschlag umgebracht. Darauf bezog sich das Fasten im im 7. Monat Sach 7,5 / 8,19. Alle diese Ereignisse sind ausführlich nachzulesen in 2Kö 25 und beim Propheten Jeremia.
Die Juden hatten nun diese Meilensteine des Zorns Gottes zu Gedenktagen erklärt. Einer war im 4., einer im 5., einer im 7. und einer im 10, Monat. An diesen Tagen trauerten die Juden um die zerstörte Stadt und fasteten.

Der Prophet Sacharja erhält die Antwort, dass Gott kein Interesse an selbstgewählten Fastentagen hat, sondern vor allem möchte, dass man auf sein Wort hört und danach lebt.

Sacharja 7

Trotzdem darf der Prophet dieser Delegation und damit dem ganzen Volk anschließend zehn Verheißungen Gottes ankündigen.

Vers 10 bezieht sich wahrscheinlich auf die Zeit nach der Grundsteinlegung, die dann zum Baustopp führte.

Sacharja 8

517 v.Chr.

Persien. In der Verwaltung des persischen Reiches setzt sich nun immer mehr die aramäische Sprache durch, die ursprünglich in Syrien (Aram[ 10 ]) gesprochen wurde. Schon 100 Jahre vorher[ 11 ] begann sie im diplomatischen Briefverkehr an Bedeutung zu gewinnen. Sie wird nun die Sprache der internationalen Verständigung in dem riesigen persischen Reich und darüber hinaus. Schon um 600 v.Chr. konnte ein phönizischer Stadtkönig zum Beispiel einen Brief an den Pharao in Ägypten in Aramäisch schreiben. Die aramäische Sprache wird in ganz Vorderasien Amts- und Handelssprache und behauptet sich selbst gegen das Griechische, das 300 Jahre später mit den Eroberungen Alexanders des Großen im persischen Raum bekannt wird.

Der Grund für den Siegeszug des Aramäischen lag in seiner größere Brauchbarkeit. Aus dem Alphabet der Phönizier hatten die Syrer ein Alphabet entwickelt, das gegenüber den keilschriftlichen Texten mit viel weniger Zeichen auskam und demzufolge leichter zu erlernen war. Außerdem war dieses Alphabet, obwohl eine reine Konsonantenschrift, deutlicher. Die altpersische Keilschrift hat 36 Silben, Konsonanten und Vokale, die leicht zu verwechseln waren. Nun wurden selbst altpersische Texte mit Hilfe des aramäischen Alphabets aufgeschrieben, wie schon in der Grabinschrift Darius I. erkennbar ist.

Die in Babylon gebliebenen Juden konnten selbstverständlich aramäisch sprechen. Daniel schrieb sein Buch zum großen Teil in Aramäisch und zwar von Dan 6,4 - 7,28. Auch das Buch Esra ist von Esra 4,8 - 6,18 auf Aramäisch verfasst. Die Rückkehrer nach Israel werden ebenfalls aramäisch verstanden und gesprochen haben.[ 12 ] Das Aramäisch verdrängte auch bei ihnen mehr und mehr das Hebräische, sodass zur Zeit von Jesus Christus beim Gottesdienst in der Synagoge das alte Testament aus dem Hebräischen ins Aramäische übersetzt werden musste, damit die Zuhörer es verstanden. 650 nach Christus wurde die aramäische Sprache dann vom Arabischen verdrängt.

516 v.Chr.

Darius ist im Osten bis nach Indien vorgedrungen. Später wird er einen Feldzug nach Afrika unternehmen, um die Libyer zu kontrollieren.

515 v.Chr.

Jerusalem, 12. März. Nach fast fünfjähriger Bauzeit kann der Tempel vollendet und wieder eingeweiht werden. Dieser sogenannte zweite Tempel wird auch noch zur Zeit des Neuen Testaments stehen.

Esra 6,14-18

Spätestens um diese Zeit wird der Prophet Haggai (= "der Festliche") seine Botschaften, durch die der Tempelbau wieder in Gang kam, niedergeschrieben haben. Ob er es selbst tat oder die Botschaften einem Schüler diktierte, wissen wir nicht.

21. April. Die erste Passafeier im zweiten Tempel findet statt.

Esra 6,19-22

513 v.Chr.

Persien. Darius I. unternimmt einen Feldzug gegen die europäischen Skythen, die zwischen Donau und Don, in der heutigen Ukraine lebten. Er überschreitet den Bosporus mit Hilfe einer Brücke aus Schiffen, überquert die Donau und dringt bis in die südrussischen Steppen vor. Doch die Skythen weichen dem Kampf aus und ziehen sich ins Landesinnere zurück. Darius sieht die Vergeblichkeit seines Unterfangens ein und tritt den Rückmarsch an. Immerhin kann er dabei Trakien und Mazedonien seinem Reich angliedern.

510 v.Chr.

Rom. Das antike Volk der Etrusker lebte im mittleren bis nördlichen Teil Italiens. Die Stadt Rom war unter der etruskischen Königsherrschaft immer mächtiger geworden. Nach der Vertreibung des letzten etruskischen Königs Tarquinius Superbus wird Rom eine Republik. An die Spitze des Staates treten zwei Konsuln, die jährlich wechseln, und ein Oberpriester. Dazu kommt der Senat. Italien wird immer noch von den Etruskern beherrscht, doch Rom beginnt damit die umliegenden Gebiete anzugliedern.

507 v.Chr.

Athen. Kleisthenes führt nach dem Sturz des Tyrannen Hippias die Demokratie in Athen ein. Zehn Vertreter aus örtlich nicht zusammenhängenden Gemeinden wählen ihre Vertreter in den Rat der 500. Die Bezirke wechseln in der Leitung, die Ämter werden durch Los verteilt. Die Volksversammlung entscheidet über Krieg und Frieden. Zur Abwehr von Tyrannen führt Kleistheneser das "Scherbengericht" ein. Ein Bürger, den die Mehrheit von mindestens 6000 Stimmen für gefährlich erklärt, muss auf 10 Jahre das Land verlassen. Abgestimmt wird durch Einritzen des Namens auf Tonscherben.


Fußnoten

[ 1 ] Es wird berichtet, dass der Knauf der Schwertscheide abgebrochen sei, als er das Pferd bestieg und das entblößte Schwert sei dem König in den Oberschenkel gefahren. Einen Monat später sei er am Wundbrand gestorben. Manche Historiker nehmen allerdings an, er habe Selbstmord begangen.
[ 2 ] Er hatte als zweite Frau Atossa, eine Tochter des Kyrus, geheiratet.
[ 3 ] Das könnte der Grund dafür gewesen sein, dass er in der Liste von Esra 2 nicht erwähnt wird.
[ 4 ] Der 8. Monat entspricht Oktober/November.
[ 5 ] Das geht aus 6,8 hervor, wo in der Vision wahrscheinlich der Prophet selbst angesprochen und als "junger Mann" bezeichnet wird.
[ 6 ] Er war der Enkel Iddos, der als Oberster einer Priesterfamilie aus Babylon zurückkehrte. Sach 1,1.7 / Esra 5,1 / 6,14 / Neh 12,1.4.16
[ 7 ] Das ist der chaldäische Name für Ekbatana.
[ 8 ] Oder schon im Jahr zuvor.
[ 9 ] Das war also doch nicht ein Vorläufer des Suez-Kanals, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet, wie von anderen angenommen wird.
[ 10 ] Die Aramäer sind Nachkommen Sems, also Semiten (1Mo 10,21-23 / 1Chr 1,17), die östlich von Kanaan siedelten.
[ 11 ] Sogar schon im Jahr 701 v.Chr. konnten sich die Boten des assyrischen Königs Sanherib mit den Diplomaten Hiskias auf Aramäisch verständigen. 2Kö 18,26 Das Volk sprach damals aber noch Hebräisch.
[ 12 ] Neh 8,8 kann auch bedeuten, dass die Leviten das Gesetz in die aramäische Umgangssprache übersetzten.