Von Christus bis
zur Offenbarung - 10

70 n.Chr.

Jerusalem. Tiberius Alexander, inzwischen Gouverneur von Ägypten ist Stabschef des Titus. Auch Josephus, dessen Prophezeigung inzwischen eingetroffen war, befindet sich in seinem Gefolge.
Johannes von Gischala nützte die Passaopfer, um den inneren Tempel wieder in seine Gewalt zu bekommen, indem er seine Anhänger als Pilger verkleidet in den Priestervorhof eindringen ließ und die Wache dann überrumpelte.

Im April rückt Titus mit einem Heer von 65000 Mann von drei Seiten gegen die Stadt. Es war kurz vor dem Passa. Ströme wallfahrender Juden waren in die Stadt gekommen. Endlich hört der Streit der Zeloten in der Stadt auf.

Am 1. Mai, 40 Jahre nach der Kreuzigung von Jesus feiern die Juden in Jerusalem das Passafest.

Titus versucht, die Einwohner zur Übergabe der Stadt zu überreden. Auch Josephus will die Eingeschlossenen zur Unterwerfung bewegen.

Am 25. Mai durchbrechen die Römer die dritte Mauer im Norden der Stadt und erobern damit die Neustadt. Fünf Tage später erobern sie die zweite Mauer und haben dadurch Zutritt zum zweiten Stadtteil.

Anfang Juli läßt Titus in drei Tagen einen steinernen Belagerungswall um den Rest der Stadt bauen. Die Hungersnot in der Stadt nimmt daraufhin immer ärgere Formen an. Überläufer werden jetzt gekreuzigt oder mit abgehauenen Händen in die Stadt zurückgeschickt.
In der Stadt suchen die Kämpfer mit grausamsten Methoden nach verborgenen Lebensmitteln. Eine gewisse Maria aus dem Dorf Bathezor, tötet in der Verzweiflung ihr Kind, kocht es und isst es auf.
Die Toten können nicht mehr begraben werden. Sie werden von den Mauern herab in die Schluchten geworfen und verbreiten entsetzlichen Gestank.
Titus beginnt, die Tempelfestung zu belagern. Vom 20.-22. Juli unternehmen die Römer einen Sturmangriff auf die Tempelfestung, dem die Juden jedoch standhielten.

Am 6. August wird das tägliche Opfer im Tempel eingestellt. Vom 17.-19. August brennen die Säulenhallen ab.
Mit einer Rampe überwinden die Römer am 28. August schließlich die innere Mauer und betreten den Tempel. Ein römischer Soldat wirft eine Fackel in einen der Räume, in denen das Holz für die Opferungen aufgestapelt lag. Titus kann noch einen Blick in das innerste Heiligtum werfen. Es war leer. Der goldene Leuchter und der Tisch für die Schaubrote fallen den Römern aber in die Hände.

Am 30. August besetzen die Römer die Unterstadt. Doch die Verteidiger der Oberstadt, die durch ein Tal vom Tempelbezirk getrennt ist, ergeben sich immer noch nicht. Der Kampf dauert noch einen ganzen Monat, bis es den Römern gelingt, die Oberstadt und den Palast des Herodes zu erobern.
Ende September ist die Niederwerfung Jerusalems beendet. Johannes von Gischala wird in einem unterirdischen Gang bei Herodespalast aufgegriffen und lebenslänglich ins Gefängnis gesteckt. Simon bar Giora wird für den Triumphzug in Rom aufbewahrt und dann im mameritischen Gefängnis in Rom getötet.

Rom. Vespasian beginnt, das Kolosseum zu bauen (Bauzeit 10 Jahre) und erstellt in zwei Jahren einen Neubau des Jupitertempels auf dem Kapitol.

Israel. König Agrippa II. regiert den Golan für die Römer. Bei den Banjasquellen baut er ein medizinisches Erholungszentrum.

Germanien. Aufstand der Bataver unter Civilis. Sie schlagen die Römer beim Kastell Bonn. Bei Bingen am Rhein wirft der römische Feldherr Cerialis die gallischen Treverer und Lingonen nieder. Er schlägt dann auch Civilis.

Der spätere Kirchenvater Papias wird geboren.

Israel. In Jabne (Jamina) bildet sich ein neues Synedrium, das nun ausschließlich Schriftgelehrte zu seinen Gliedern zählt. Dazu gehört auch eine Rabbinenschule. Leiter ist der Pharsäer Jochanan.
Nach der Zerstörung des Tempels wird die Tempelsteuer von zwei Drachmen, die vormals nur die Männer zahlen mussten, auch von jüdischen Fauen erhoben. Sie wird an den kapitolinischen Jupiter entrichtet.

71 n.Chr.

Israel. Titus feiert seinen Sieg in den Küstenstädten bis nach Antiochia und lässt jedesmal große Gruppen jüdischer Gefangener im Amphitheater zu Tode bringen.

Rom. Die Verwaltung, die Wirtschaft und die Finanzen des römischen Reiches werden durch Vespasian neu geordnet.

Gallien. Der Bataveraufstand wird niedergeworfen und damit ein unabhängiges Gallien (Frankreich) verhindert.

Israel. Der römische Prokurator Lucilius Bassus erobert Herodium und Machärus.
Agrippa II. erhält von Vespasian große Gebiete nördlich seines Reiches hinzu geschenkt.

72 n.Chr.

Israel. Titus marschiert wieder nach Ägypten und stellt fest, daß von Jerusalem nichts stehengeblieben ist, als die drei Türme des Herodes, von denen der sogenannte Davidsturm heute noch steht.
Die jüdische Bevölkerung insgesamt bleibt jedoch intakt. In Jabne (Jamnia) hat Jochanan ben Sakkai ein Lehrhaus gegründet. Die dort amtierenden 72 Ältesten legen das Gesetz aus und fällen Entscheidungen, die im ganzen Land anerkannt werden.

73 n.Chr.

Israel. Massada kann nur unter großen Mühen von den Römern erobert werden. Die Festung liegt auf einem Felsgipfel, dessen Wände ziemlich steil nach allen Seiten hin abfallen. Die Römer bauen einen Belagerungswall und eine Rampe, auf der sie einen hohen Belagerungsturm errichten. Am 1. Mai schlägt ein Rammbock eine Bresche in die Mauer.
Als die Römer am nächsten Tag unter Flavius Silva, dem Nachfolger des Bassus, die Festung betreten finden sie die Leichen von 960 Belagerten. Nur zwei Frauen mit fünf Kindern waren dem Massenselbstmord entkommen.

Ägypten. Auf Befehl Vespasians wird der Jahwetempel in Leontopolis in Ägypten, der durch Onias IV. errichtet worden war, geschlossen.

Jerusalem. Die Doppeldrachme, die bisher von den Juden als Tempelsteuer zur Aufrechterhaltung Mt 17,24-27 des Opferdienstes gezahlt wurde muß nun für den römischen Opfergott Jupiter Kapitolinus aufgebracht werden.
Die christliche Gemeinde kehrte zu den Ruinen der heiligen Stadt zurück und bewohnten sie. Die Gläubigen bauten an der Stelle des Abendmahlssaales eine christliche Synagoge.

75 n.Chr.

Josephus beginnt sein Werk "Der jüdische Krieg" zu schreiben, in dem er über den ersten jüdischen Aufstand bis zur Eroberung von Massada berichtet.

Hegesipp, ein bekannter kirchlicher Schriftsteller, dem wir viele Nachrichten aus der Alten Kirche verdanken, wird um diese Zeit geboren.

Judäa. Zwischen 75 und 84 sind Salvienus und Flavius Silva Prokuratoren

79 n.Chr.

Rom. Titus wird am 23. Juni für zwei Jahre Kaiser
Erneut wird Rom von einem schweren Brand heimgesucht. Titus tut sein Möglichstes, um die Not zu lindern.

Versuv. Am 24. August werden die Städte Pompeji und Herkulaneum durch den Ausbruch des Vulkans vernichtet. Dabei kommt auch der Präfekt der Flotte von Misenum, Plinius um, der u.a. auch eine Naturkunde verfasst hat.

80 n.Chr.

Rom. Das Kolosseum mit etwa 50.000 Plätzen wird eingeweiht. Es dient vor allem Gladiatorenkämpfen zwischen Sklaven und Gefangenen.

Judäa. Rabban Gamaliel II., der Enkel Gamaliels, des Alten, wird für etwa 30 Jahre Leiter des Lehrhauses von Jamnia.

Judasbrief. Judas, der Bruder des HERRN schreibt seinen Brief an israelische Judenchristen.

Warnung vor den Abtrünnigen
Judas stellt fest, dass die falschen Lehrer, die Petrus in seinem zweiten Brief ankündigte, sich bereits in die Gemeinde eingeschlichen hatten und ermutigt die Gläubigen, für den Glauben, den Gott uns übergeben hat, zu kämpfen.

    Lesetext: Judas 1,1-25

Israel. Zu dieser Zeit gibt es christliche Gemeinden in den Küstenstädten Tyrus, Ptolemais, Cäsarea, Joppe. Des weiteren in Azotus, Lydda, Samaria, Rimmon, Kapernaum, Bethsaida, Kochaba, natürlich in Pella und in Jerusalem.

81 n.Chr.

Rom. Nach dem Tod des Titus am 13. September überträgt der Senat die kaiserliche Macht auf seinen jüngeren Bruder Domitian. Der besteht darauf als Dominus et Deus gepriesen zu werden, als Herr und Gott.
Der Titus-Bogen in Rom wird vollendet.
Das im Jahr 80 abgebrannte Kapitol wird wiederaufgebaut.

84 n.Chr.

Europa. Die römische Herrschaft reicht bis Schottland.
Domitian lässt einen Befestigungswall gegen die Germanen zu bauen, den "Limes". Nach seiner Fertigstellung Anfang des 2. Jh. wird er 584 km lang sein, etwa 1000 Wachttürme und 100 Kastelle besitzen.

85 n.Chr.

Ephesus. Johannes schreibt das letzte der vier Evangelien - vermutlich in Ephesus. Johannes-Evangelium. Die Herausgeber vermerken: "Der Jünger, von dem Jesus das sagte ist auch der, der bezeugt, was in diesem Buch steht. Er hat es niedergeschrieben und wir wissen, dass alles wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn das alles einzeln aufgeschrieben würde - ich denke, die ganze Welt könnte die Bücher nicht fassen, die dann geschrieben werden müssten." (Jo 21,24-25)

Israel. Als Dank für die Mithilfe bei der Niederschlagung des jüdischen Aufstands erhält Agrippa II. im Norden seines Reiches bedeutende Gebiete dazu.
Pompeius Longinus ist Prokurator in Israel.

90 n.Chr.

Ephesus. Um diese Zeit schreibt Johannes seine drei Briefe vermutlich von Ephesus aus.[ 2 ] Das Anliegen seines ersten Briefes: "Ich habe euch das alles geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, denn ihr glaubt ja an den Sohn Gottes." (1Jo 5,13)

 

Das Leben und das Licht
Jesus Christus ist das Wort des Lebens. Er ist der Messias, der Christus und niemand anders kann uns retten.

    Lesetext: 1. Johannes 1,1-5,21

 

Vorsicht Verführer!
Johannes schreibt an die von Gott erwählte Herrin und ihre Kinder, wahrscheinlich eine Gemeinde und warnt vor Verführung. Sein dritter Brief richtet sich an einen Christen namens Gajus, dessen Gemeinde durch einen ehrgeizigen, machthungrigen Mann in Gefahr gekommen ist.

    Lesetext: 2. Johannes 1,1 - 3. Johannes 1,15

93 n.Chr.

Rom. Der jüdische Historiker Josphus verfaßt sein längstes Buch, die "Jüdischen Altertümer". Das Werk beginnt mit der Schöpfung und endet mit dem Ausbruch des ersten jüdischen Aufstands.
Kaiser Domitian fördert das Denunziantentum im Römischen Reich und lässt die Christen systematisch verfolgen.

95 n.Chr.

Rom. Clemens von Rom schreibt seinen ersten Brief an die Gemeinde in Korinth. Er erwähnt bzw. zitiert 1Korinther, Hebräer, Römer und das Matthäus-Evangelium.
Ein Enkel des Judas, des Bruders von Jesus und Verfassers des Judasbriefes, muß sich vor Domitian verantworten.
Der Apostel Johannes wird auf die Insel Patmos verbannt.

96 n.Chr.

Patmos. Johannes empfängt auf der Insel die Offenbarung und schreibt auf, was ihn Gott sehen und hören ließ. Dann sendet er das Buch als Rundschreiben an sieben ausgewählte Gemeinden in Kleinasien. Diese Offenbarung hat als letztes inspiriertes Buch der Bibel eine besondere Bedeutung, weil in ihm die Linien der Heilsgeschichte zusammengeführt werden.

 

Der Menschensohn
Johannes beschreibt die Umstände der Entstehung des Buches und eine Vision von Jesus Christus, seinem Herrn.

    Lesetext: Offenbarung 1,1-20

 

Weisung an die Gemeinden
Die Auswahl der Gemeinden und die jeweilige Schlussformel zeigen, dass die Botschaften an alle christlichen Gemeinden zu allen Zeiten gerichtet sind.

    Lesetext: Offenbarung 2,1-3,22

 

Gottes Thron
Johannes bekommt einen Eindruck von der unbeschreiblichen Majestät Gottes und der Anbetung von Jesus Christus, dem Lamm Gottesw.

    Lesetext: Offenbarung 4,1-5,14

 

Die Vorboten der kommenden Gerichte
Die ersten sechs Siegel der Buchrolle werden aufgebrochen und lösen die ersten göttlichen Strafgerichte über die Welt aus.

    Lesetext: Offenbarung 6,1-17

 

Das Ziel im Blick
Auch in den Stürmen des GerichtsGott sorgt Gott für die, die zu ihm gehören. Und sie beten ihn an.

    Lesetext: Offenbarung 7,1-17

 

Weitere Strafgerichte
Die Öffnung des letzten Siegels löst sieben weitere Katastrophen aus.

    Lesetext: Offenbarung 8,1-9,21

 

Zwischenstück
Johannes sieht einen mächtigen Engel, der ihm ein Buch zu essen gibt. Dann beobachtet er das Wirken der beiden Zeugen in Jerusalem und erlebt schließlich das Unheil, das die siebente Posaune bringt.

    Lesetext: Offenbarung 10,1-11,19

 

Satans Kampf gegen Gottes Herrschaft
Johannes sieht, wie eine Frau vom Satan verfolgt wird, wie ein Tier aus dem Meer und eins aus der Erde aufsteigt, die dem Drachen (Satan) dienen. Dann sieht er wie die 144.000 beim Lamm geborgen sind, wie der Richter erscheint und die Erde blutig abgeerntet wird.

    Lesetext: Offenbarung 12,1-14,20

 

Die sieben Schalen voller Unheil

    Lesetext: Offenbarung 15,1-16,21

 

Die Hure Babylon
Johannes sieht die Mutter aller Abscheulichkeiten der Erde und ihren Untergang.

    Lesetext: Offenbarung 17,1-19,4

 

Das Hochzeitsmahl des Lammes
Der Sieg des Königs der Könige.

    Lesetext: Offenbarung 19,5-21

 

Das 1000-jährige Reich
Satan wird für 1000 Jahre gebunden sein, aber dann noch einmal zum großen Unheil und seiner endgültigen Vernichtung freigelassen werden.

    Lesetext: Offenbarung

 

Der neue Himmel und die neue Erde
Johannes sieht das neue Jerusalem als Symbol für das Volk Gottes als riesige würfelförmige Stadt. Die Offenbarung endet mit der Zusicherung des baldigen Kommens des Herrn Jesus Christus.

    Lesetext: Offenbarung 21,1-22,21

Rom. Eine Verschwörung, der auch Mitglieder der eigenen Familie angehörten, führt am 18. September zur Ermordung Domitians.
Nerva wird am gleichen Tag vom Senat zum Kaiser gemacht. Er setzt die Anordnung Verspasians außer Kraft, daß die Juden Tempelsteuer für den römischen Opfergott Jupiter Kapitolinus zahlen müssen.
Nach dem Tod Domitians gibt Kaiser Nerva die Erlaubnis, dass Johannes nach Ephesus zurückkehren darf.

98 n.Chr.

Nach dem Tod Nervas am 25. Januar folgt Trajan auf dem Kaiserthron. Er regiert 19 Jahre.

100 n.Chr.

Israel. Agrippa II. stirbt kinderlos. Damit endet das herodianische Geschlecht.
Simon bar Kleopha, der Nachfolger des Jakobus in der Gemeinde Jerusalem wird gekreuzigt, weil er Christ war.

Ephesus. Der letzte lebende Apostel Johannes geht im Alter von etwa hundert Jahren heim zu seinem Herrn.


Fußnoten

[ 1 ] wenn die Nachrichten der Alten Kirche stimmen. Der Abschluss der Niederschrift wird zwischen 70 und 90 n.Chr. erfolgt sein.
[ 2 ] Ein genaues Datum lässt sich nicht angeben. Es muss gegen Ende des 1. Jh. gewesen sein.