Von Christus bis
zur Offenbarung - 5

Freitag, 7. April
30 n.Chr.
nach Mitternacht

Petrus lügt
Über die Beziehungen des Johannes zum Haushalt des Hohen Priesters kommt auch Petrus in den Hof des Palastes von Kaiphas. Er stellt sich zunächst zu einem Kohlenfeuer. Als dann in der Mitte des Hofes ein anderes Feuer angezündet wird, setzt er sich dazu. Die Pförtnerin, die schon durch die Fürsprache des Johannes aufmerksam geworden ist, kommt jetzt nach sieht Petrus scharf an und bringt ihn durch ihre Frage in große Verlegenheit.[1] Als Petrus nach seiner ersten Lüge in den Vorhof hinausgeht, ist es eine halbe Stunde nach Mitternacht. Der Hahn kräht das erste Mal.[2]

Quelltext: Matthäus 26,58.69-70; Markus 14,54.66-68; Lukas 22,54-57; Johannes 18,15-18     Lesetext: Jo 18,15-16.18; Lk 22,55; Jo 18,17; Mk 14,68

 

Verhör
Während Petrus seinen Herrn verleugnet wird dieser vom Hohen Priester verhört.

    Lesetext: Johannes 18,19-23

 

Petrus schwört
Die Fragen der Umstehenden machen Petrus solche Angst, dass er flucht und schwört, diesen Jesus nicht zu kennen.

Quelltext: Matthäus 26,71-75; Markus 14,69-72; Lukas 22,58-62; Johannes 18,25-27     Lesetext: Mk 14,69; Mt 26,71-72; Lk 22,59; Mk 14,70; Jo 18,26; Mk 14,72; Lk 22,61-62

 

Vor dem Hohen Rat
Inzwischen hat sich der Hohe Rat versammelt und führt den Prozess gegen Jesus. Allerdings war das illegal, weil es noch in der Nacht war und die Versammlung nicht im offiziellen Gebäude auf dem Tempelareal stattfindet. Außerdem hätten die nicht übereinstimmenden Aussagen der Zeugen zu einem Urteil nach 5Mo 19,15-20 gegen die Zeugen führen müssen und nicht gegen Jesus. Erst am frühen Morgen versammelt sich der Hohe Rat im Synedrium spricht dort das offizielle Todesurteil und führen Jesus zu dem römischen Statthalter Pilatus, damit der das Urteil bestätige.

Quelltext: Matthäus 26,59-68; 27,1-2; Markus 14,55-65; 15,1; Lukas 22,63-23,1     Lesetext: Mt 26,59-60; Mk 14,58-60; Mt 26,63-66; Mk 14,65; Mt 26,68; Lk 22,65-71; Mk 15,1

 

Freitag, 7. April
frühmorgens

Das Ende eines Verräters
Als Judas sieht, wohin sein Verrat geführt hat, versucht er das Geld zurück zu geben und begeht Selbstmord. Er hängt sich auf, stürzte dabei aber so unglücklich ab, dass sein Leib aufplatzt (Apg 1,18-19). Von dem Geld kaufen die verantwortlichen Priester später im Namen von Judas ein Grundstück als Friedhof für Fremde. Damit erfüllen sich Weissagungen der Propheten Sacharja 11,12-13 und Jeremia 19,1-13; 32,6-15.[3]

    Lesetext: Matthäus 27,3-10;

 

Erste Verhandlung vor Pilatus
Noch am frühen Morgen führen Mitglieder des Hohen Rates Jesus zu dem römischen Statthalter, der das Urteil bestätigen muss. Denn "vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels wurde Israel die Rechtsprechung in allen Fällen, wo es um Leben und Tod ging, entzogen" sagt der Talmud. Weil die jüdischen Führer sich jedoch nicht kultisch verunreinigen wollen, betreten sie den Palast des Pilatus (das Prätorium) nicht, sondern verlangen, dass er zu ihnen herauskommt. Wenn sie das Haus eines Heiden betreten hätten, wären sie bis zum Abend unrein gewesen und hätten auf die Darbringung des Passaopfers (4Mo 28,18-19) verzichten müssen.[4]

Quelltext: Matthäus 27,11-14; Markus 15,2-5; Lukas 23,2-7; Johannes 18,28-38     Lesetext: Jo 18,28-32; Lk 23,2; Jo 18,33-38; Mk 15,3-5; Lk 23,5-7

 

Vor Herodes
Herodes Antipas der sich zur Festzeit ebenfalls in Jerusalem aufhält, denkt, dass er endlich seine Neugier an Jesus befriedigen kann. Für schuldig hält er ihn jedoch trotz der Enttäuschung über sein Schweigen nicht.

    Lesetext: Lukas 23,8-12

 

Unschuldig verurteilt
Pilatus ist ebenfalls von der Unschuld des Angeklagten überzeugt. Doch das schreiend vorgebrachte Argument, er sei dann nicht mehr "Freund des Kaisers" lässt ihn umkippen. Was es bedeuten würde, diesen Titel "amicus caesaris" zu verlieren, hatte Pilatus von Cornelius Gallus, seinem Kollegen in Ägypten, erfahren. Der Kaiser hatte diesem den Ehrentitel entzogen. Daraufhin wurde er aus dem Staatsdienst entlassen. Nun war eine Flut von Beschuldigungen und Denunziationen über ihn herein gebrochen, die ihm nur noch einen Ausweg ließen: Selbstmord. - Zwischen 11 und 12 Uhr Mittags lässt er Jesus zur Kreuzigung abführen.[5]

Quelltext: Matthäus 27,15-31; Markus 15,6-20; Lukas 23,13-25; Johannes 18,39-19,16
Lesetext: Lk 23,13-16; Mt 27,15; Mk 15,7-11; Lk 23,18.20; Jo 18,40; Mk 15,12-13; Lk 23,22-24; Jo 19,1; Lk 23,25; Mk 15,16-17; Jo 19,3; Mk 15,19; Jo 19,4-15; Mt 27,19.24-25; Jo 19,16; Mt 27,31

 

Freitag, 7. April
12 Uhr

Gekreuzigt
Noch bevor die römischen Soldaten Jesus an den Querbalken annageln, der zuerst von ihm selbst und dann von Simon von Kyrene zum Richtplatz geschleppt worden war, geben sie ihm einen gallebitteren Trank - es ist mit Myrrhe vermischter Wein - wohl um ihm die Schmerzen etwas erträglicher zu machen. Doch Jesus will mit Bewußtsein sterben und verweigert den Trank. Später prosten die Soldaten ihm mit Essig zu und verspotten ihn. In seinem schrecklichen Sterben erfüllen sich Weissagungen des prophetischen Psalm 22.

Quelltext: Psalm 22; Matthäus 27,32-44; Markus 15,21-32; Lukas 23,26-43; Johannes 19,17-27
Lesetext: Jo 19,17; Mk 15,21; Lk 23,27-32; Mt 27,33-34; Mk 15,27; Lk 23,34; Jo 19,23-24; Jo 19,19-22; Mk 15,29-31; Lk 23,36-37; Mt 27,44; Lk 23,39-43; Jo 19,25-27; Ps 22

 

Tod
Nach der unheimlichen dreistündigen Finsternis schreit Jesus seine Not mit Ps 22,2 heraus. Um nicht in einer Bewusstlosigkeit zu sterben und noch einmal alle Kräfte sammeln zu können, bittet er jetzt um etwas zu Trinken. Sein letztes Wort nimmt er aus Psalm 31. Die schreckenerregenden Vorgänge, die mit dem Tod Jesu verbunden sind, bringen selbst die Soldaten zum Nachdenken.

Quelltext: Psalm 31; Matthäus 27,45-56; Markus 15,33-41; Lukas 23,44-49; Johannes 19,28-37
Lesetext: Mt 27,45-47; Jo 19,28-29; Mt 27,49; Jo 19,30; Mt 27,50-54; Lk 23,48-49; Mt 27,56; Jo 19,31-37; Ps 31

 

Freitag, 7. April
vor 18 Uhr

Im Grab
Josef und Nikodemus nehmen Jesus vom Kreuz ab und wickeln seinen Leichnam nach jüdischer Sitte unter Beigabe von fast 33 kg wohlriechender Öle, Kräuter und Harze in reine Leinenbinden ein und legen ihn in ein Höhlengrab, das sie mit einem schweren Rollstein verschließen.
    Nach römischem Gesetz durfte der Leichnam eines Gekreuzigten erst dann vom Kreuz abgenommen werden, wenn die kaiserlichen Behörden es erlaubten. Das jüdische Gesetz dagegen schrieb für alle Leichen - auch für hingerichtete Verbrecher ein ordentliches Begräbnis vor und verlangte außerdem, daß die Gehenkten abgenommen und noch vor Sonnenuntergang begraben wurden (siehe 5Mo 21,23).

Quelltext: Matthäus 27,57-61; Markus 15,42-47; Lukas 23,50-56; Johannes 19,38-42
Lesetext: Mk 15,42; Lk 23,50-52; Mk 15,44-45; Jo 19,39-42; Lk 23,55; Mt 27,61; Lk 23,56

 

Sonnabend, 8. April

Am Sabbat
Das Grab wird mit dem offiziellen römischen Siegel, mit Schnur und Wachs versiegelt, damit sich kein Unbefugter daran zu schaffen machen kann und außerdem mit einer Wache gesichert.

    Lesetext: Matthäus 27,62-66

 

Sonnabend, 8. April
nach 18 Uhr

Der geliebte Tote
Die drei Frauen beschaffen sich weitere Balsamstoffe und bereiten die Öle zu, um den Leichnam Jesu über jedes Maß hinaus nochmals zu salben.

    Lesetext: Markus 16,1

 

Sonntag, 9. April
frühmorgens

Vor der Gruft
Am Sonntagmorgen, als es noch dunkel ist, verlässt Maria aus Magdala zusammen mit Maria, der Mutter von Jakobus, dem Kleinen, Bethanien, wo sie übernachtet hatten und machen sich auf den Weg zum Grab. Unterwegs stoßen Salome und einige andere Frauen zu ihnen. Sie machen sich Gedanken darüber, wie sie den Stein wegbekommen sollen, denn sie wissen nichts von der Versiegelung des Grabes und der Wache. Als sie ankommen, finden sie das Grab offen und von der Wache keine Spur. Maria aus Magdala läuft sofort zurück in die Stadt und sagt Petrus und Johannes Bescheid. Die machen sich gleich auf den Weg zum Grab und Maria folgt ihnen langsam.

Quelltext: Matthäus 28,1-4; Markus 16,2-4; Lukas 23,56-24,2; Johannes 20,1-3
Lesetext: Lk 24,1; Mk 16,3; Mt 28,2-4; Mk 16,2.4; Jo 20,2-3;

 

In der Gruft
Inzwischen haben die anderen Frauen das Grab betreten. Da sehen sie auf der rechten Seite einen jungen Mann in weißem Gewand sitzen. Der Engel steht auf und fordert die Frauen auf, sich die Stelle, wo Jesus gelegen hat, näher anzusehen. Als er aufsteht, erscheint auch der andere stehende Engel. Beide redeten die Frauen an und schicken sie mit der Auferstehungsbotschaft zu den Jüngern.

Quelltext: Matthäus 28,5-8; Markus 16,5-8; Lukas 24,3-8; Johannes 20,4-9
Lesetext: Mk 16,5-7; Lk 24,4-8; Mt 28,7-8

 

Die Wache
Während sie unterwegs sind, ist die Wache in die Stadt gekommen und erstattet Bericht. Die Wächter lassen sich vom Hohen Rat bestechen und erzählen, was nicht geschah.

    Lesetext: Matthäus 28,11-15

 

Die Jünger
Inzwischen Johannes außer Atem beim Grab angelangt. Er riskiert zunächst nur einen Blick und sieht die Leintücher. Als der langsamere Petrus ankommt gehen sie hinein und sehen die Leinenbinden und das Tuch, das man dem Toten um den Kopf gewickelt hatte, extra liegen[6]. Johannes glaubt sofort, daß sein Herr wirklich auferstanden ist. Petrus aber kann das noch nicht, geht aber sehr nachdenklich wieder nach Hause.

Quelltext: Lukas 24,12; Johannes 20,4-10
Lesetext: Jo 20,4-10

 

Die Frauen
Maria aus Magdala, die den beiden Jüngern langsam gefolgt war, verweilt noch länger an der Grabhöhle und weint, denn sie glaubt immer noch, daß jemand den Leib ihres Herrn weggenommen hat. Als sie dann noch einmal ins Grab hinein schaut, sieht sie zwei Engel in weißen Gewändern auf der Felsenbank sitzen, wo der Leichnam gelegen hatte. Die fragen sie, warum sie weine. Während sie ihnen Auskunft gibt, bemerkt sie hinter sich eine Person und wendet sich kurz nach ihr um, weil sie glaubt, es sei der Gärtner. Erst nachdem Jesus sie mit Namen anspricht dreht sie sich ganz um und erkennt den Auferstandenen. - Irgendwann am selben Tag begegnet der Auferstandene auch den anderen Frauen. Doch als sie das den Jüngern berichten, glaubt niemand von ihnen.

Quelltext: Matthäus 28,9-10; Markus 16,9-11; Lukas 24,9-11; Johannes 20,11-18
Lesetext: Jo 20,11-17; Mt 28,9-10; Lk 24,10-11

 

Sonntag, 9. April
später Nachmittag

Auf dem Weg nach Emmaus
Dann erscheint der Auferstandene zwei Jüngern, die gegen Abend nach Emmaus unterwegs sind und erklärt ihnen die messianischen Weissagungen des Alten Testaments. Sie erkennen ihn zunächst nicht, laden ihn aber zu sich nach Hause ein. Als er am Beginn der Abendmahlzeit vor ihren Augen verschwindet, brechen sie unverzüglich auf und kehren wieder nach Jerusalem zurück.

Quelltext: Markus 16,12-13; Lukas 24,13-35
Lesetext: Mk 16,12; Lk 24,13-35

 

Sonntag, 9. April
Abend

Ungläubige Jünger
Die Jünger scheinen von einem hartnäckigen Unglauben befallen zu sein. Jesus hat es schwer, sie von seiner Auferstehung zu überzeugen.

Quelltext: Markus 16,14; Lukas 24,36-43; Johannes 20,19-23
Lesetext: Jo 20,19; Lk 24,37-38; Mk 16,14; Lk 24,39; Jo 20,20; Lk 24,41-43; Jo 20,21-23

 

Sonntag, 16. April

Ungläubiger Thomas
Eine Woche später[7] sind die Jünger immer noch in Jerusalem, obwohl ihr Herr ihnen wiederholt hatte sagen lassen, sie sollten nach Galiläa gehen. Sie verstehen das offenbar so, dass sie die restlichen fünf Tage des Festes der ungesäuerten Brote selbstverständlich in Jerusalem bleiben müssen. Der auf das Fest folgende Tag war Sabbat, an dem man auch nicht reiste. Also sind sie noch in der Stadt hinter verschlossenen Türen und der Herr erscheint ihnen erneut.

    Lesetext: Johannes 20,24-29

 

Mittwoch, 19. April

Sieben Fischer
Wenn die Jünger am nächsten Tag, also am Montag, von Jerusalem aufgebrochen sind, müssten sie spätestens am Mittwoch in Galiläa angekommen sein. Wahrscheinlich halten sie sich zunächst in der Nähe des Sees Genezareth auf, denn der Herr hat ihnen noch nicht gesagt, wo sie ihn treffen sollen.

    Lesetext: Johannes 21,1-3

 

Donnerstag, 20. April

Skeptische Jünger
Früh am nächsten Morgen steht Jesus am Ufer, schenkt ihnen durch ein Wunder die Netze voller Fische und lädt sie gleich, nachdem sie angelegt haben, zum Essen ein. Auf einem Kohlenfeuer hat er schon Fische gebraten und auch Brot bereitgelegt. Die Jünger hätten ihn am liebsten gefragt: "Wer bist du?" Aber keiner von ihnen wagt es; sie wissen einerseits, dass es der Herr ist, andererseits sind sie sich unsicher denn sie wollen nicht einer Täuschung zum Opfer fallen.

    Lesetext: Johannes 21,4-14

 

Vertrauen wiederhergestellt
Gleich danach folgt das aufschlussreiche Gespräch mit dem Jünger, der ihn dreimal verleugnet hatte und dessen Zurechtweisung, als er fragt, was aus Johannes werden würde. Wohl erst bei dieser Gelegenheit wird der Jesus den sieben Jüngern auch gesagt haben, auf welchem Berg in Galiläa er sich mit ihnen und den vielen anderen Nachfolgern treffen will.

    Lesetext: Johannes 21,15-23

 

April/Mai 30 n.Chr.

Der Auftrag des Auferstandenen
Vermutlich ist das von Matthäus berichtete Treffen mit dem Herrn das gleiche, das auch Paulus erwähnt, als er von den mehr als 500 Brüdern schreibt, denen der Herr bei einer Gelegenheit erschien (1Kor 15,6).
    Viele sehen den Herrn wahrscheinlich jetzt das erste Mal als Auferstandenen. Ihr Zweifel ist kein Unglaube, sondern eher Unsicherheit und Irritation.

Quelltext: Matthäus 28,16-20; Markus 16,15-18
Lesetext: Mt 28,16-20; Mk 16,16-18

 

Begegnungen
In den nächsten Tagen finden noch viele Begegnungen des Auferstandenen mit seinen Jüngern statt. Kurz vor seiner Himmelfahrt befinden sich die Jünger wieder in Jerusalem. Bei dieser Gelegenheit kündigt er ihnen das Kommen des Geistes in wenigen Tagen an.

Quelltext: Lukas 24,44-49; Apostelgeschichte 1,1-5
Lesetext: Apg 1,3-5; Lk 24,44-49

 

Mitte Mai 30 n.Chr.

Himmelfahrt
Am 40. Tag nach seiner Auferstehung führt Jesus seine Jünger das letzte Mal auf den Ölberg bis zu einer Stelle (Richtung Bethanien) wo man die Stadt nicht mehr sieht. Noch einmal sichert er ihnen die Sendung des Heiligen Geistes zu und hebt die Hände, um sie zu segnen. Dann tritt er langsam von der sichtbaren in die unsichtbare Welt hinüber.

Quelltext: Markus 16,19; Lukas 24,50-51; Apostelgeschichte 1,6-12
Lesetext: Apg 1,6-8; Lk 24,50; Apg 1,9-11; Mk 16,19

 

Versammlungen vor Pfingsten
Der erste Weg nach der Himmelfahrt Jesu führt die Jünger ins Gebet in den Obersaal. Doch jetzt schließen sie sich nicht mehr ein sondern zeigen sich auch in der Öffentlichkeit des Tempelplatzes und loben Gott. Bei einer der Versammlungen auf dem Obersaal erklärt Petrus den Anwesenden das Geschehen mit Judas aus prophetischer Sicht und veranlasst eine Nachwahl für den Zwölferkreis, eine Entscheidung, die im Neuen Testament nirgends hinterfragt wird.

Quelltext: Lukas 24,53; Apostelgeschichte 1,12-26     Lesetext: Apg 1,12-14; Lk 24,53; Apg 1,15-26

 

Pfingsten 30 n.Chr.

Das Eintreffen des versprochenen Geistes
Kurz nach dieser Versammlung "erfüllt" sich der Tag des Pfingstfestes, d.h. der fünfzigste Tag nach der Darbringung der ersten Feldfrüchte zum Fest der ungesäuerten Brote bricht sieben Wochen nach dem Passafest an.[8] Sieben Wochen sind auch seit der Auferstehung des Herrn vergangen und zehn Tage nach seiner letzten Verheißung, ihnen den Geist zu senden. Die Gläubigen waren in den letzten anderthalb Wochen täglich im Tempel gewesen und hatten sich auch immer wieder in dem etwa 1000 Meter entfernten Obersaal getroffen.
Dort im Haus[9] erlebten die Zwölf[10] nun die Einlösung des Versprechens, als sie am frühen Morgen des Pfingsttages zusammen waren. Noch hatte keiner von ihnen gefrühstückt, denn an Festtagen enthielten sich fromme Juden von Essen und Trinken, bis das tägliche Morgenopfer im Tempel dargebracht war, was erst gegen 10 Uhr geschah.

Lesetext: Apostelgeschichte 2,1-13

 

Die Entstehung der Gemeinde
Petrus spricht die Menge, die durch die Wunderzeichen aufmerksam geworden sind, nun mit klaren und verständlichen Worten an. Gott gebraucht diese Predigt, um ungefähr 3000 Menschen persönlich umzuwandeln und der Gemeinde hinzu zu fügen.

Lesetext: Apostelgeschichte 2,14-41

 

Die ersten glücklichen Tage
In der ersten Zeit ist die Gemeinde beim Volk hoch angesehen. Petrus predigt unbefangen in der Säulenhalle Salomos an der Ostseite des Tempelvorhofs, die von Herodes dem Großen errichtet worden war.

    Lesetext: Apostelgeschichte 2,42-3,26

 

Die erste Verhaftung
Aufgebrachte Priester verständigen den Befehlshaber der Tempelpolizei und lassen Petrus und Johannes wegen gefährlicher Lehren gegen die jüdische Autorität verhaften. Am nächsten Tag müssen sich die Apostel vor dem Hohen Rat verantworten, dem gleichen Richterkollegium, das wenige Monate vorher ihren Herrn zum Tod verurteilt hatte. Der ExHohe Priester Hannas ist immer noch die treibende Kraft hinter seinem Schwiegersohn Kajaphas, wenn es gegen Jesus und seine Anhänger geht.

    Lesetext: Apostelgeschichte 4,1-31

 


Fußnoten

[1] Die Harmonisierung der Verleugnung des Petrus ist sehr schwierig und lässt einige Fragen unbeantwortet, siehe Zarley.
[2] Man hat in einer zwölfjährigen Studie festgestellt, dass die Hähne in der Gegend von Jerusalem schöner Regelmäßigkeit dreimal zwischen Mitternacht und drei Uhr früh krähen, zum ersten Mal eine halbe Stunde nach Mitternacht, zum zweiten Mal eine Stunde später und zum dritten Mal gegen 2.30 Uhr. Jeder Schrei dauert drei bis fünf Minuten und danach ist wieder alles still. Die dritte Nachwache wurde deshalb auch als "Hahnenschrei" bezeichnet.
[3] Der Wortlaut findet sich bei Sacharja. Doch es finden sich auch Parallelen zwischen den Gedanken des Matthäus und Jeremias. Es handelt sich um ein Mischzitat, bei dem nur der bekannteste von den zitierten Autoren genannt wird.
[4] Manche Ausleger nehmen von Jo 18,28 her an, dass die Sadduzäer das Passa einen Tag später feierten, als die Pharisäer. Sie würden es also erst am Abend essen. Diese Sicht wäre von daher interessant, dass dann die Passalämmer zu der gleichen Zeit geschlachtet worden wären, als Jesus am Kreuz starb. Es sprechen aber gewichtige Gründe dagegen: 1. Die Kalenderverschiebung ist nicht nachweisbar. 2. Zum Hohen Rat gehörte auch eine große Gruppe von Pharisäern. 3. Sie wären zum Essen am Abend ja wieder rein gewesen.
- Wenn man aber annimmt, dass Pharisäer und Sadduzäer ihr Passa am späten Abend des Donnerstag gegessen hätten, dann bezieht sich die Bemerkung in Jo 18,28 auf die Darbietung des Passaopfers. Auch der später genannte Rüsttag (Jo 19,14.31) bedeutet nicht, dass bis dahin das Passalamm noch nicht vorbereitet gewesen wäre. Rüsttag ist auch in der Passazeit ein gebräuchliches Wort für die Vorbereitung auf den Sabbat.
[5] Zum Rüsttag siehe Fußnote 4. - Die Zeitangaben zur Kreuzigung ergeben einen bisher noch nicht aufzulösenden Widerspruch zu Mk 15,25, wo steht, dass Jesus schon zur dritten Stunde gekreuzigt wurde, d.h. gegen 9 Uhr Vormittag. Wenn man annimmt, dass Johannes die römische Zeitrechnung benutzt, die von Mitternacht an rechnet, dann wäre Jesus zwar schon um 6 Uhr Morgens verurteilt worden und hätte um 9 Uhr gekreuzigt sein können, aber vor allem die Zeitangabe in Jo 4,6 wäre dann sinnlos. Es ist kaum anzunehmen, dass Jesus sich um 6 Uhr morgens, ermüdet von der Reise, an einen Brunnen setzt. Außerdem ist nicht einzusehen, warum Markus, der sein Evangelium doch in Rom schrieb, gerade nicht die römische Zeitrechnung benutzt und Johannes in Ephesus das getan hätte. Wir müssen zugeben, dass wir aufgrund mangelnder zeitgeschichtlicher Informationen an dieser Stelle bis jetzt keine wirklich befriedigende Lösung anbieten können. - Wir gehen in der vorliegenden Arbeit davon aus, dass Jesus nach der Verurteilung durch Pilatus zwischen 11 und 12 Uhr gekreuzigt wurde und anschließend drei Stunden in der Finsternis am Kreuz hing, wie es alle synoptischen Evangelien berichten.
[6] Die Tücher lagen so, wie sie nur nach einer Auferstehung liegen konnten, bei der der eingewickelte Leib sich plötzlich in Nichts aufgelöst hatte. Niemand hatte den Leichnam abgewickelt, sondern die Tücher waren unter dem erheblichen Gewicht der Salben zusammengefallen. Das war für Johannes offenbar ein starkes Indiz für die Auferstehung.
[7] Nach acht Tagen. Da die Juden gewöhnlich den ersten Tag mitzählten, wird es wohl wieder der Sonntag gewesen sein.
[8] Von daher hieß das Fest bei den Juden auch Wochenfest. Der Termin für dieses Fest war damals aufgrund unterschiedlicher Auslegungen von 3Mo 23 etwas umstritten. Für die Pharisäer galt das Passah, egal auf welchen Wochentag es fiel, praktisch als Sabbat. Das Wochenfest lag für sie also immer genau fünfzig Tage nach dem Passah. Die Sadduzäer und Samariter glaubten, es sei in 3Mo 23 der Sabbat gemeint, der dem Passah folgte. Demzufolge lag das Wochenfest für sie meist einige Tage später. Für die Essener von Qumran lag der Termin noch eine Woche später, denn der Ausgangspunkt für ihre Rechnung war der Sabbat, der nach der Woche der ungesäuerten Brote kam.
[9] Dass mit diesem Begriff von V. 2 der Tempel gemeint sein soll, ist sehr unwahrscheinlich, denn Lukas bezeichnet den Tempel normalerweise mit to hieron (22x). Nur ein Mal, als er Paulus zitiert, kann er auch oikos dafür gebrauchen (Apg 7,47). Sonst ist vom Zusammenhang her immer klar, was gemeint ist. Haus wird von Lukas entweder im Sinn von Geschlecht (Haus Davids) gebraucht oder im Sinn von Wohnhaus.
[10] Es wird oft behauptet, dass eine größere Menge von Jüngern einschließlich einiger Frauen das ursprüngliche Pfingstgeschehen erlebten, doch das hat keinen wirklichen Anhaltspunkt im Text. Zwar nennt Lukas zuletzt eine Zahl von 120 Personen, jedoch in einem anderen Zusammenhang bei einer anderen Begebenheit. Außerdem hatte der Herr nur den zwölf Aposteln (Apg 1,2-4) die Sendung des Geistes angekündigt, siehe auch Joh 14, 15-20; 16, 7-14. Nach der Pfingstpredigt des Petrus richteten sich die Anfragen der Leute auffälligerweise nur an die Zwölf (siehe Apg 2,37). Alle Indizien sprechen dafür, dass nur die zwölf Apostel bei der ersten Geistausgießung anwesend waren.