Von Christus bis
zur Offenbarung - 4

 

Januar 30 n.Chr.

Nur eine Tür
Schon seit Oktober war das Denken Jesu unausweichlich auf seinen Leidensweg in Jerusalem ausgerichtet. Alle Dörfer und Städte, die er seitdem besuchte, waren für ihn Schritte in diese Richtung, auch wenn sie geografisch gesehen Umwege bedeuten. Er macht seinen Zuhörern deutlich, dass es nur eine Tür ins Reich Gottes gibt und dass es nicht viele sind, die hineingehen.

   Lesetext: Lukas 13,22-30

 

Ein königlicher Fuchs
Dass Jesus seinen Landesfürsten Herodes Antipas als Fuchs bezeichnet, zielt nicht auf dessen Schlauheit, sondern auf seine Mordgier, die er schon an Johannes dem Täufer ausgelassen hatte. Trotz der drohenden Gefahr verlässt er das Herrschaftsgebiet des Herodes nicht, denn er weiß um seinen göttlichen Auftrag.

   Lesetext: Lukas 13,31-35

 

Beim Oberpharisäer zu Gast
Jesus brüskiert den Hausherrn, der ihn eingeladen hat, durch eine Heilung am heiligen Tag, tadelt die anderen Gäste, die sich die besten Plätze aussuchen, sagt dem Gastgeber, dass er eigentlich die Falschen eingeladen hat und erzählt einem Gast, dass von den Eingeladenen praktisch keiner ins Reich Gottes kommt.

   Lesetext: Lukas 14,1-24

 

Wer wirklich etwas taugt
Jesus hat nie um die Gunst der Massen gebuhlt und stellt jetzt den Scharen von Menschen, die ihm folgen, die harten Bedingungen einer echten Nachfolge vor Augen.

   Lesetext: Lukas 14,25-35

 

Wiederfinden macht Freude
Als die Pharisäer sich darüber aufregen, dass Jesus mit Leuten verkehrt, die sie als Sünder betrachten, erzählt er ihnen drei Verlorenen-Geschichten.
    Eine Drachme war eine griechische Silbermünze im Wert von einem Tageslohn.

   Lesetext: Lukas 15,1-32

 

Unehrlich aber klug
Dann redet Jesus mit seinen Jüngern in aller Öffentlichkeit über Geld (Mammon). Er nennt in seiner Geschichte nicht unerhebliche Werte: Es handelt sich um 100 Bat Olivenöl, etwa 3800 Liter. Das war der Ertrag von 450 Bäumen. 100 Kor Weizen sind etwa 52 Kubikmeter, der Ertrag von 40 Hektar Ackerfläche. Klug ist, wer nicht nur an die irdische, sondern an die ewige Zukunft denkt.

   Lesetext: Lukas 16,1-13

 

Was danach kommt
Weil die Pharisäer, die auch zugehört hatten, sich verächtlich über die Worte von Jesus äußern, spricht der Herr ihre Heuchelei offen an und erzählt ihnen von einem armen Mann namens Lazarus und seinem Ergehen nach dem Tod. Auch in dieser Geschichte spielt Geld eine Rolle.

   Lesetext: Lukas 16,14-31

 

Was Jüngern alles klar sein sollte

   Lesetext: Lukas 17,1-10

 

März 30 n.Chr.

Dafür muss er sterben!
Bethanien liegt östlich vom Ölberg, nur drei Kilometer von Jerusalem entfernt. Als Jesus die Nachricht von der Kranheit des Lazarus erhält, ist er etwa eine Tagereise entfernt auf der anderen Seite des Jordan, in Peräa. Der Sohn Gottes geht aber nicht gleich los, sondern wartet auf einen Wink des Vaters im Himmel. Erst vier Tage nach dem Tod des Lazarus kommt er in Betanien an, wo Lazarus inzwischen in einer mit einem Rollstein verschlossenen Felsenhöhle bestattet worden war.

   Lesetext: Johannes 11,1-54

 

Verachtet, aber fromm
Im Grenzgebiet von Samarien und Galiläa trifft Jesus zehn Männer, die wegen einer abstoßenden Hautkrankheit, evtl. Lepra, von der Gesellschaft isoliert waren. Er schickt sie nach der Vorschrift von 3Mo 13,45-46; 14,1-32 zu den Priestern.
    Samariter galten als unfromm und wurden von den Juden verachtet.

   Lesetext: Lukas 17,11-19

 

Ein kosmisches Ereignis
Die Frage von einigen Pharisäern nutzt Jesus zur Belehrung seiner Jünger über das Reich Gottes, die Herrschaft des Messias, die völlig anders beginnen wird als sie es sich vorstellten.
    In Israel hielt man sich häufig auf dem flachen Dach auf. Lots Frau, die Frau des Neffen von Abraham erstarrte zur Salzsäule, als sie sich trotz Verbot nach dem brennenden Sodom umschaute (1Mo 19,24-26).

   Lesetext: Lukas 17,20-37

 

Wer wirklich gerecht ist
Zöllner oder Steuereinnehmer waren im Judentum so verachtet, dass sie weder Ehrenämter übernehmen noch als Zeugen auftreten durften. Sich an die Brust zu schlagen war normalerweise ein Zeichen großen Kummers.

   Lesetext: Lukas 18,1-14

 

Scheidungsgründe
Auf dem weiteren Weg nach Jerusalem spricht Jesus zuerst mit den Pharisäern und dann mit seinen Jüngern über Scheidung und Wiederheirat. Er bezieht sich dabei direkt auf den Schöpfungsbericht 1Mo 1,27; 2,24 und 1Mo 5,2.
    Die pharisäischen Schriftgelehrten der Schule Schammais erlaubten Scheidung nur bei ehelicher Untreue, hielten eine Wiederheirat aber nicht für Ehebruch. Die pharisäischen Schriftgelehrten der Schule Hillels erlaubten eine Scheidung schon, wenn die Frau das Brot anbrennen ließ und später sogar, wenn der Mann eine andere Frau attraktiver fände. Jüdische Männer nahmen das Recht auf Scheidung ganz selbstverständlich für sich in Anspruch. Auch Frauen konnten sich unter bestimmten Bedingungen scheiden lassen, benötigten dazu aber die Zustimmung eines Gerichts.
    Für einen Juden gab es kaum etwas Schlimmeres, als die Kastration eines Mannes, weil der nach 5Mo 23,2 aus dem Gottesvolk ausgeschlossen werden musste. Manche Sklaven an orientalischen Fürstenhöfen wurden zu Eunuchen gemacht.

Quelltext: Matthäus 19,1-12; Markus 10,1-12    Lesetext: Mk 10,1; Mt 19,3; Mk 10,3-4; Mt 19,4-8; Mk 10,10; Mt 19,9; Mk 10,12; Mt 19,10-12

 

Kinder im Reich Gottes
Jesus heißt im Gegensatz zu seinen Jüngern die kleinen Kinder ausdrücklich in seinem Reich willkommen.

Quelltext: Matthäus 19,13-15; Markus 10,13-16; Lukas 18,15-17    Lesetext: Lk 18,15; Mk 10,14; Lk 18,17; Mk 10,16

 

Erste werden Letzte
Ein junger, reicher, angesehener Mann will das ewige Leben bekommen. Jesus sagt seinen Jüngern, dass eher ein Kamel durch das winzige Öhr einer Nadel[1] geführt werden kann, als dass ein Reicher sich der Herrschaft Gottes unterstellt. Aber nicht bloß Reiche haben Probleme mit dem Geld, sondern auch Arme, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.

Quelltext: Matthäus 19,16-20,16; Markus 10,17-31; Lukas 18,18-30    Lesetext: Mk 10,17; Mt 19,17; Mk 10,19-22; Lk 18,24; Mk 10,24-27; Mt 19,27-28; Mk 10,29-31; Mt 20,1-16

 

Angst bei den Jüngern
Die Jünger ahnen, wie gefährlich es jetzt sein müsste nach Jerusalem zu gehen und sich dort mit der Hohen Priesterlichen Aristokratie anzulegen. Doch Jesus geht unbeirrt auf sein Leiden zu.

Quelltext: Matthäus 20,17-19; Markus 10,32-34; Lukas 18,31-34    Lesetext: Mk 10,32-34; Lk 18,34

 

Herrschen oder dienen?
Kurz vorher hatte Jesus seinen Jüngern versprochen, dass sie auf Thronen sitzen würden. Nun kommen die Zebedäussöhne zusammen mit ihrer Mutter, die wohl zu den Frauen zählte, die Jesus mit ihrer Habe unterstützten, und erbitten die ersten Plätze.

Quelltext: Matthäus 20,20-28; Markus 10,35-45    Lesetext: Mt 20,20; Mk 10,35; Mt 20,21; Mk 10,38-45

 

Von Blindheit und Geldliebe geheilt
In der Nähe von Jericho, wahrscheinlich zwischen der alttestamentlichen Stadt und der von Herodes dem Großen begonnenen und durch seinen Sohn Archelaus weiter ausgebauten Neustadt trifft der Herr auf zwei Blinde,[2] die ihn um Erbarmen anflehen. Dann in der Neustadt von Jericho, die 1,5 km südlich der Altstadt liegt, ruft Jesus den reichen Zolleinnehmer vom Baum herunter und kehrt in sein Haus ein.

Quelltext: Matthäus 20,29-34; Markus 10,46-52; Lukas 18,35-19,10    Lesetext: Mk 10,46-47; Mt 20,31; Mk 10,49-51; Mt 20,34; Mk 10,52; Lk 19,1-10

 

Abrechnung
Von Jericho aus ist es nur noch 25 Kilometer bis Jerusalem. Der Wanderer muss allerdings einen Höhenunterschied von mehr als 1000 Metern bewältigen. Weil seine Begleiter denken, dass das Reich Gottes jetzt bald anbrechen müsse, erzählt Jesus ihnen die Geschichte von einem vornehmen Mann, der außer Landes reiste, als König wiederkam und dann von seinen Dienern Rechenschaft verlangte. Obwohl das Gleichnis unübersehbare Parallelen zu der Geschichte von Herodes Archelaus hat, verfolgt Jesus damit keinen politischen Zweck. Er will vielmehr seine Nachfolger ermutigen, die Zeit seiner Abwesenheit gut zu nutzen.
    Jeder der Sklaven in der Geschichte erhielt eine Mine, das ist der Geldwert für 100 Tage Arbeit. Das Geld einfach nur in ein Tuch zu wickeln galt als die verantwortungsloseste Art seiner Aufbewahrung.

   Lesetext: Lukas 19,11-28

 

Sonntag, 2. April
30 n.Chr.

In Bethanien
Der Weg von Jericho nach Jerusalem führt an Bethanien vorbei, das nur drei Kilometer vor der Stadt am Osthang des Ölbergs liegt. Sechs Tage vor dem Passafest trifft Jesus mit seinen Jüngern in Betanien ein, zieht aber gleich weiter nach Jerusalem, wo ihn die Menschen begeistert empfangen. Erst am Abend kommt er zurück und verbringt die Nacht in dem Dorf. Die ersten Nächte der Passionswoche verbringt er alle in Bethanien.
    Johannes berichtet in seinem Evangelium summarisch darüber, welches Aufsehen das erregte und was in diesen Tagen in Bethanien noch passierte[3].

   Lesetext: Johannes 11,55-57; 12,1.9-11

 

Triumph mit Tränen
Am folgenden Tag, dem Tag nach dem Sabbat, an dem die Leute sich im Tempel gefragt hatten, ob Jesus zu Fest kommen würde, wollen sie ihn als ihren Messias empfangen. Auch Jesus bereitet seinen Einzug in die Stadt vor. Er lässt sich ein Eselsfohlen samt Muttertier holen und steigt, nachdem die Jünger ihre Mäntel auf beide Tiere gelegt hatten, auf das Jungtier. Damit erfüllen sich zwei Weissagungen: Jesaja 62,11; Sach 9,9

Quelltext: Matthäus 21,1-11; Markus 11,1-11; Lukas 19,29-44; Johannes 12,12-19    Lesetext: Jo 12,12-13; Mk 11,1; Mt 21,2-5; Jo 12,16; Mk 11,4-6; Mt 21,7; Jo 12,17-18; Mk 11,8-10; Lk 19,39-40; Jo 12,19; Lk 19,41-44; Mt 21,10-11; Mk 11,11

 

Montag, 3. April
30 n.Chr.

Keine Frucht sichtbar
Vielleicht schon gegen sechs Uhr morgens macht sich Jesus hungrig wieder auf den Weg in die Stadt. Die Feigenbäume auf dem Ölberg haben um diese Jahreszeit zwar schon Blätter, doch die Früchte sind noch grün und haben einen unangenehmen Geschmack. Richtig essbar sind die Feigen erst ab Juni. Meist fallen die grünen Früchte sogar noch einmal ab, sodass nur die Blätter übrig bleiben.[4]

Quelltext: Matthäus 21,12-19; Markus 11,12-19; Lukas 19,45-48    Lesetext: Mk 11,12-17; Mt 21,17; Lk 19,47-48; Mt 21,14-16; Mk 11,18-19

 

Dienstag, 4. April
30 n.Chr.

Wie man bitten soll
Als sie am nächsten Morgen wieder an dem Feigenbaum vorbeikommen, ist er bis zu den Wurzeln verdorrt. Jesus will mit dem Geschehen offenbar sein Urteil über die damalige Generation der Juden verdeutlichen. Zu seinen Jüngern aber spricht er vom Glauben, der das Unmögliche möglich macht.
    Weil man vom Hang des Ölbergs aus sowohl Berge als auch das Tote Meer sehen kann, wird den Jüngern das Bildwort umso eindrücklicher.

Quelltext: Matthäus 21,20-22; Markus 11,20-26    Lesetext: Mk 11,20-21; Mt 21,20; Mk 11,22; Mt 21,21; Mk 11,24-26

 

Mit welchem Recht?
In der letzten Woche seines irdischen Wirkens ist Jesus täglich im Tempelbereich mit seinen Vorhöfen zu finden. Er belehrt das Volk und führt Streitgespräche mit seinen führenden Vertretern - mit Priestern, Pharisäern, Sadduzäern, Schriftgelehrten.

Quelltext: Matthäus 21,23-27; Markus 11,27-33; Lukas 20,1-8    Lesetext: Mk 11,27-31; Lk 20,6; Mk 11,33;

 

Das Reich verloren
Mit drei Gleichnissen greift Jesus nun seine Kritiker direkt an, ihren Unglauben ihre Geldgier, ihre Einbildung und gibt ihnen dabei die harte Aussage von Psalm 118,22-23 zu bedenken.

Quelltext: Matthäus 21,28-22,14; Markus 12,1-12; Lukas 20,9-19    Lesetext: Mt 21,28-33; Lk 20,10-16; Mt 21,42-22,14

 

Gefährliche Fallen
Daraufhin versuchen seine Gegner, Jesus mit Fangfragen mundtot zu machen. Die Opposition gegen Jesus führt die seltsamsten Gruppen zusammen. Doch alle scheitern kläglich.
    Die Herodianer waren Anhänger von Herodes Antipas, also römerfreundlich gesonnen. Die Pharisäer tendierten gewöhnlich zum Nationalismus. Die Sadduzäer waren so etwas wie religiöse Liberale. Zu dieser Partei gehörten die vornehmen Priesterfamilien. Die Idee zu ihrer Geschichte hatten die Sadduzäer vielleicht aus dem apokryphen Buch Tobit (3,7-17) genommen, wo die fromme Sara angeblich sieben Ehemänner nacheinander verliert.

Quelltext: Matthäus 22,15-40; Markus 12,13-34; Lukas 20,20-40    Lesetext: Mt 22,15; Lk 20,20; Mt 22,16-21; Lk 20,26; Mt 22,23-27; Mk 12,23; Mt 22,29; Lk 20,34-40; Mt 22,33-34; Mk 12,28-30; Mt 22,38-40; Mk 12,32-34

 

Natternbrut!
Nun geht Jesus in die Offensive und stellt seinen Gegnern eine Frage, die sie zum Schweigen bringt. Dann warnt er seine Jünger und die anderen Zuhörer vor den Schriftgelehrten und Pharisäern und geht noch einmal mit ihnen ins Gericht.
    Die jüdischen Lehrer trugen offenbar ein langes weißes Leinengewand, ähnlich wie die Priester. Normalerweise wurde sie mit Ehrentiteln begrüßt.

Quelltext: Matthäus 22,41-23,39; Markus 12,35-40; Lukas 20,41-47    Lesetext: Mt 22,41-46; Lk 20,45; Mt 23,2-5; Mk 12,38-40; Mt 23,8-39

 

Richtig geben
Von Vorhof der Heiden aus betritt Jesus nun den Vorhof der Frauen, an dessen innerer Mauer 13 trompetenförmige Kollektebehälter stehen, um die freiwilligen Gaben der Juden aufzunehmen. Dort erklärt er seinen Jüngern, worauf es beim Geben ankommt.
    Die Gabe der Witwe betrug zwei Lepta. Ein Lepton war die kleinste Bronzemünze und die einzigste jüdische Münze, die zu jener Zeit umlief. Ein Tageslohn betrug 128 Lepta.

Quelltext: Markus 12,41-44; Lukas 21,1-4    Lesetext: Mk 12,41-44

 

Die Stunde ist da
Zum bevorstehenden Passafest waren auch einige zum Judentum übergetretene Griechen gekommen. Sie wollen gern den berühmten Rabbi kennen lernen und bitten einen Jünger um Vermittlung. Jesus erkennt daraus, dass seine Entscheidungsstunde jetzt unmittelbar bevorsteht und zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück.

   Lesetext: Johannes 12,20-50

 

Kein Stein wird auf dem anderen bleiben
Als Jesus den Tempel verlässt, machen ihn seine Jünger auf die Pracht der Tempelbauten aufmerksam. Später sitzen sie auf dem Ölberg und schauen die Gebäude an. In diesem Zusammenhang kündigt er ihnen die Zerstörung des Tempels und die Vorzeichen des Endes überhaupt an.
    Der Tempel in Jerusalem war eines der schönsten Bauwerke der Antike. Er schien den Juden uneinnehmbar und für die Ewigkeit gebaut zu sein. Aus verschiedenfarbigen Marmorsteinen errichtet sah er aus, "wie Schaum von Meereswellen". Josephus schreibt: "Das äußere Aussehen dieses Tempels setzt durch alles Geist und Auge in Bewunderung. Denn allerwärts waren dicke Goldplatten angebracht, und bei Sonnenaufgang strahlte er in feuerähnlichem Glanz, der die Augen der Beschauer gleich den Sonnenstrahlen blendete. Den ankommenden Fremden schien er in der Ferne einem Schneeberge gleich. Denn wo er nicht mit Gold belegt war, da war er ganz gewiss weiß."

Quelltext: Matthäus 24,1-28; Markus 13,1-23; Lukas 21,5-24    Lesetext: Mt 24,1-2; Mk 13,3-5; Mt 24,5; Lk 21,9-11; Mt 24,8; Mk 13,9-11; Lk 21,15; Mk 13,12-13; Lk 21,18-19; Mt 24,11-15; Lk 21,20-21; Mt 24,17-18; Lk 21,23; Mt 24,20-21; Lk 21,22.24; Mt 24,22-28

 

Vorzeichen
Jesus bereitet seine Jünger weiter auf die Zeit des Endes vor und ermahnt sie zu äußerster Wachsamkeit.

Quelltext: Matthäus 24,29-51; Markus 13,24-37; Lukas 21,25-36    Lesetext: Mt 24,29; Lk 21,25-26; Mt 24,30; Lk 21,28; Mt 24,31; Mk 13,28-31; Mt 24,36-44; Mk 13,34-35; Mt 24,46-51; Mk 13,37; Lk 21,34-36

 

Wachsamkeit und Fleiß
Jesus fügt noch zwei Gleichnisse an, mit denen er seine Jünger zur Wachsamkeit und zum Fleiß während seiner Abwesenheit ermahnt.
    Die Lampen der Brautjungfern waren nicht die kleinen Öllämpchen, wie man sie vielfach gefunden hat, sondern Fackeln. Auf einem Stab war eine Schale befestigt, in der sich in Öl getränkte Lumpen befanden. Wenn die eine Weile brennen sollten, mussten die Jungfern unbedingt Öl mitnehmen.
    Der Geldwert eines Talents[11] betrug 6000 Drachmen = Denare, d.h. der 6000-fache Wert eines damaligen Tagelohns oder der Wert von 20 Jahren Arbeit.

   Lesetext: Matthäus 25,1-30

 

Gericht
Abschließend spricht Jesus vom zukünftigen Gericht über die Völker. Er benutzt dazu einen Vergleich aus dem Hirtenleben.
In Israel weideten die Hirten Schafe und Ziegen gemeinsam, trennten sie aber nachts voneinander, weil die Schafe die Kälte besser ertrugen.

   Lesetext: Matthäus 25,31-46

 

Die letzten Tage im Tempel
In den vergangenen Tagen hatte Jesus immer vom frühen Morgen an im Tempel gelehrt doch abends regelmäßig die Stadt verlassen und in Bethanien verbracht oder wie vielleicht diese Nacht direkt auf dem Ölberg.

   Lesetext: Lukas 21,37-38

 

Mittwoch, 5. April
30 n.Chr.

Zwei Tage vor dem Passa
Jesus kündigt seinen Jüngern zum letzten Mal sein unmittelbar bevorstehendes Leiden und Sterben an. Zur gleichen Zeit schmieden Mitglieder des Hohen Rates böse Pläne gegen ihn.
    Nach 3Mo 23,4-8 schloss sich das Fest der ungesäuerten Brote direkt an das Passafest an, so dass beide Feste oft in einem Atemzug genannt werden.

Quelltext: Matthäus 26,1-5; Markus 14,1-2; Lukas 22,1-2    Lesetext: Lk 22,1; Mt 26,1-4; Lk 22,2; Mt 26,5

 

Balsamierung zu Tisch
An diesem Tag ist Jesus mit seinen Jüngern bei Simon, einem offenbar von ihm früher geheilten Aussätzigen, in Bethanien zu Gast. Während des Festessens kommt eine Frau, die in einem langhalsigen Alabastergefäß etwa einen halben Liter Narde mitbringt. Sie bricht den Hals ab, um das Gefäß zu öffnen und salbt zunächst das Haupt und dann die Füße Jesu[5] mit der äußerst kostbaren Flüssigkeit.
    Narde war ein Importartikel aus Indien. Die genannte Menge war etwa einen Jahresarbeitslohn wert.

Quelltext: Matthäus 26,6-13; Markus 14,3-9; Johannes 12,2-8    Lesetext: Mt 26,6; Jo 12,2-3; Mt 26,8; Jo 12,4-6; Mk 14,6-8; Mt 26,13

 

Vom Dieb zum Verräter
Judas geht zu den führenden Priestern und bietet ihnen den Verrat seines Rabbis an.
    Der Beiname Iskariot diente zur Unterscheidung von einem anderen Jünger, der auch Judas hieß. Er bedeutet vielleicht "Mann aus Kariot". Damit könnte Kirjot-Hezron gemeint sein, das 19 km südlich von Hebron liegt. In diesem Fall wäre Judas der einzige Judäer unter den Zwölf.
    Die dreißig Silberstücke waren wahrscheinlich Stater, also Vierdrachmenstücke. Das wäre dann der Geldwert von 120 Tagen Arbeit.

Quelltext: Matthäus 26,14-16; Markus 14,10-11; Lukas 22,3-6    Lesetext: Lk 22,3-4; Mt 26,15; Mk 14,11

 

Donnerstag, 6. April
30 n.Chr.

Festvorbereitungen
Der Tradition folgend will Jesus das Passa innerhalb der Stadt Jerusalem feiern. Er schickt deshalb Petrus und Johannes zu einem befreundeten wohlhabenden Mann, der ein Haus mit Obersaal besitzt. Um Judas den Ort nicht zu verraten, nennt der Herr seinen Jüngern keine Adresse, sondern verweist sie auf die Begegnung mit einem Wasser tragenden Mann. Einer von beiden muss dann mit einem Lamm zum Tempel gehen, wo ein Priester es schlachten würde. Dann würden sie das Fleisch zur Festmahlzeit vorbereiten können.
    Das Tragen von Wasserkrügen war Aufgabe der Frauen. Männer trugen nur die ledernen Weinschläuche. Deshalb wird der Mann den Jüngern sofort aufgefallen sein.
    Größere Gesellschaften trafen sich gewöhnlich in den Obergeschossen der Häuser, weil sich dort die größten Räume befanden. Die Zimmer in den unteren Stockwerken waren kleiner, weil deren Mauern das Gewicht der Decke und des ersten Stocks mit tragen mussten und die Deckenbalken keinen allzu großen Abstand überbrücken konnten. Auf dem flachen Dach hatte man deshalb oft noch einen Raum aus leichterem Material errichtet, dessen Fußboden die Decke von mehreren der unteren Räume bildete und unter Umständen die ganze Grundfläche des Hauses einnehmen konnte.

Quelltext: Matthäus 26,17-19; Markus 14,12-16; Lukas 22,7-13    Lesetext: Mk 14,12; Lk 22,8.10-11; Mk 14,15-16

 

Donnerstag
nach 18 Uhr

Dem Verräter die Füße gewaschen
Jesus betritt den Obersaal und legt sich mit mit seinen Jüngern auf die um den niedrigen Tisch gruppierten Polster, so dass die Füße nach außen vom Tisch weg zeigen. Dann steht er wieder auf und beginnt seinen Jüngern wie ein Sklave die Füße zu waschen. Dabei muss er außen um den Kreis herum gehen.

Quelltext: Markus 14,17; Johannes 13,1-20    Lesetext: Mk 14,17; Jo 13,1-20

 

Entlarvung des Verräters
Jesus eröffnet als Gastgeber das Passamahl. Er spricht das Dankgebet über dem ersten der vier mit verdünntem Wein gefüllten Kelche. Dann reicht er ihn an seine Gäste weiter. Links neben ihm, auf dem Ehrenplatz, liegt Judas, der Kassenführer der Jünger. Rechts von ihm, wie alle anderen auf den linken Ellbogen gestützt, hat es sich Johannes bequem gemacht. Petrus liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches, in Blickrichtung des Johannes. Bevor sie mit der Vorspeise beginnen, teilt Jesus seinen Jüngern tief erschüttert mit, dass einer von ihnen ihn verraten würde. Das löst eine Bestürzung unter den Jüngern aus und jeder fragt sich erschrocken, ob etwa er es sei. Keiner kommt auf den Gedanken, dass Judas gemeint sein könnte, zumal der anscheinend genauso bestürzt fragt. Auf einen Wink des Petrus lehnt Johannes sich zurück an die Brust Jesu und fragt im Flüsterton: "Herr, wer ist es?" Da nimmt Jesus ein Stück Brot, wickelt es um die Beilage der Mahlzeit,taucht es in eine Schüssel mit Soße und überreicht es dem Ehrengast Judas. Der nimmt es und verlässt danach sofort den Raum.[6]

Quelltext: Matthäus 26,20-25; Markus 14,18-21; Lukas 22,14-18.21-23; Johannes 13,21-30    Lesetext: Lk 22,14-18; Jo 13,21; Mk 14,19-21; Jo 13,22; Lk 22,23; Mt 26,25; Jo 13,23-26; Jo 13,27-30

 

Das Abendmahl
Zwischen dem zweiten und dem dritten Kelch isst Jesus mit seinen Jüngern das vorbereitete Passalamm. Gegen Ende der Feier füllt er den dritten Kelch, den Kelch der Segnung (1Kor 10,16). Dann setzt er das Mahl, das die Christen heute noch regelmäßig feiern, ein.

Quelltext: Matthäus 26,26-29; Markus 14,22-25; Lukas 22,19-20; Johannes 13,31-32; 1.Korinther 11,23-25     Lesetext: Jo 13,31-32; Lk 22,19; Mt 26,27-29

 

Wer ist der Größte?
An diesem Abend kommt es noch einmal zum Streit unter den Jüngern, wer von ihnen der Größte wäre. Daraufhin gibt Jesus ihnen das neue Gebot der Liebe.

Quelltext: Lukas 22,24-30; Johannes 13,33-35     Lesetext: Lk 22,24-30; Jo 13,33-35

 

Erfüllte Weissagungen
Den Jüngern ist immer noch nicht klar, was jetzt auf ihren Herrn zukommen wird. Jesus weist sie erneut auf seinen Tod hin. Er durchschaut ihre Selbstüberschätzung und sagt, dass ihre Treue zu ihm bald ins Wanken gebracht wird. Doch er ist sich bewusst, dass sich damit ein Wort des Propheten Sacharja 13,7 erfüllt. Dass er sie dann nach Waffen fragt, hat seinen Grund ebenfalls in einer Weissagung des Propheten Jesaja 53,12, die Jesus bewusst erfüllen will.

Quelltext: Matthäus 26,31-35; Markus 14,27-31; Lukas 22,31-38; Johannes 13,36-38     Lesetext: Jo 13,36-37; Mt 26,31-33; Lk 22,31-33; Jo 13,38; Mk 14,31; Lk 22,35-38

 

Vertrauen!
Jesus ermutigt seine Jünger, Gott und ihm selbst zu vertrauen.

    Lesetext: Johannes 14,1-14

 

Lobgesang
Nun füllt Jesus den vierten Kelch und singt mit seinen Jüngern den ersten Teil des Hallel. Nachdem sie alle aus dem Kelch getrunken haben, singen sie vielleicht noch den Psalm 136 [7]

    Lesetext: Psalm 114-115; 136

 

Der Stellvertreter
Dann erklärt der Herr den Jüngern, dass er auch in Zukunft immer bei ihnen sein wird und zwar durch den Heiligen Geist, seinen Stellvertreter, den er ihnen senden wird. Anschließend singen sie den zweiten Teil des Hallel und machen sich langsam auf den Weg zum Ölberg.

Quelltext: Psalm 116-118; Matthäus 26,30; Markus 14,26; Johannes 14,15-31     Lesetext: Jo 14,15-31; Ps 116-118; Mt 26,30

 

Im Hof
Wahrscheinlich verweilt Jesus mit seinen Jüngern noch eine Weile im Vorhof, der zum Haus gehört.[8] Dort erklärt er im Bild vom Weinstock seine Verbundenheit mit ihnen.
    Gewöhnlich besaßen die Vorhöfe Gärten, in denen auch Weinstöcke gepflanzt waren. Das könnte Jesus als Anschauungsmaterial für seine Jünger gedient haben.

    Lesetext: Johannes 15,1-8

 

Liebe und Hass
Er ermant seine Jünger, einander zu lieben und bereitet sie auf den Hass der Welt vor.

    Lesetext: Johannes 15,9-16,4

 

Traurigkeit wird zur Freude
Jesus spricht von der Notwendigkeit, dass der Heilige Geist zu ihnen kommen müsste. Dann würde sich ihre Traurigkeit auch in Freude verwandeln. Zum Schluss spricht er von seinem Sieg über die Welt.

    Lesetext: Johannes 16,5-33

 

Jesus betet
Schließlich spricht er ein wunderbaren Gebet - für sich, für seine Jünger und für alle, die später an ihn glauben würden.

    Lesetext: Johannes 17

 

Gethsemane
Die letzten Stunden vor seiner Gefangennahme verbringt Jesus mit seinen Jüngern in einem Olivenhain gegenüber vom Tempel. Während er in einiger Entfernung intensiv betet können die Jünger sich nicht wach halten.
    Das Kidrontal, das heutige Wadi en Nahr, ist ein trockenes Flussbett, das vom Norden Jerusalems zwischen Tempelberg und Ölberg zum Toten Meer verläuft. Gethsemane heißt "Ölpresse". Solche Ölpressen standen in Olivenhainen und wurden zur Gewinnung des Öls aus den Früchten der Ölbäume benutzt,

Quelltext: Matthäus 26,36-46; Markus 14,32-42; Lukas 22,39-46; Johannes 18,1     Lesetext: Jo 18,1; Mt 26,36; Mk 14,33-34; Lk 22,40; Mk 14,35-39; Lk 22,43-44; Mk 14,40; Lk 22,46; Mk 14,41-42

 

Jesus verhaftet
Mit einem großen Aufgebot von Soldaten der römischen Besatzungstruppe und Männern der Tempelwache, die von führenden Priestern und Ältesten begleitet werden, kommt Judas, um seinen Rabbi verhaften zu lassen.

Quelltext: Matthäus 26,47-56; Markus 14,43-52; Lukas 22,47-53; Johannes 18,2-11     Lesetext: Mt 26,47; Jo 18,2-9; Mk 14,44-45; Lk 22,48; Mt 26,50; Jo 18,10; Lk 22,51; Mt 26,52-54; Jo 18,11; Mt 26,54; Lk 22,52-53; Mt 26,56; Mk 14,51-52

 

Vor Hannas, dem Ex-Hoher Priester
Nach seiner Verhaftung wird Jesus zuerst zu Hannas, dem Schwiegervater des Hohen Priesters Kaiphas gebracht. In der Zwischenzeit versammeln sich die Mitglieder des Hohen Rates[9] bei Kaiphas.

Quelltext: Matthäus 26,57; Markus 14,53; Lukas 22,54; Johannes 18,12-14.24     Lesetext: Jo 18,12-14.24; Mt 26,57

 


Fußnoten

[1] Hiermit ist kein Jerusalemer Stadttor gemeint, wie oft behauptet wird.
[2] Markus und Lukas berichten nur von einem Blinden, dem bekannteren von beiden, von dem Markus sogar den Namen überliefert hat: Bartimäus.
[3] Lukas und Markus berichten, dass die Salbung erst zwei Tage vor dem Passa stattfand, also noch nicht am Palmsonntag, was aber auch Johannes nicht sagt.
[4] Keener I S.153
[5] Ich gehe mit Zarley nur von einer Salbung Jesu in Bethanien aus.
[6] Nach Lk 22,21-22 scheint Judas bei der Einsetzung des Abendmahls noch dabei gewesen sein. Bei Mt 26,24; Mk 14,21 wird die von Lukas erwähnte Begebenheit jedoch vor Einsetzung des Mahls berichtet. Lukas meint also nicht die chronologische Abfolge. Er hat eher thematische Gründe für seine Anordnung des Stoffes: Jeder der Jünger könnte Jesus verraten und jeder von ihnen wollte der Größte sein.
[7] Es ist nicht sicher, ob Jesus auch diesen Psalm mit seinen Jüngern gesungen hat, denn er gehört mit einer Reihe von Gebeten und Lobliedern zu einer Passaliturgie, die erst aus späterer Zeit überliefert ist.
[8] Es ist schwer denkbar, dass sich alles, was Jo 15-17 berichtet, in den belebten nächtlichen Gassen oder im Tempel abgespielt hat. Auf jeden Fall geschah es nach Jo 17,1 im Freien und nach Jo 18,1 noch innerhalb der Stadt.
[9] Der Hohe Rat (w. Synedrium) war die höchste Behörde der Juden. Er bestand aus 70 Mitgliedern und dem jeweils amtierenden Hohen Priester, der den Vorsitz führte. Mitglieder waren die Ex-Hohen Priester, eine große Gruppe der Pharisäer, Älteste und Schriftgelehrte.