Systematische Lehre für die Gemeinde
© Karl-Heinz Vanheiden

Unsere Gemeindearbeit ist im Allgemeinen nicht darauf angelegt, systematisch biblische Lehre zu vermitteln. Man hört Predigten zu unterschiedlichen Einzeltexten, die dem Bruder "liegen". In schlecht besuchten Bibelstunden bewegen wir uns (meist sehr langsam) durch einen biblisches Buch. Auf diese Weise werden biblische Zusammenhänge, wenn überhaupt, erst nach Jahrzehnten erkennbar. Doch gesunde biblische Lehre ist lebenswichtig für eine Gemeinde, und es genügt nicht, wenn nur einzelne Brüder Zusammenhänge kennen.

Das Projekt

Wir stellen hiermit ein Projekt vor, wie man gesunde biblische Lehre systematisch in der Gemeinde vermitteln kann, ohne ihre Struktur zu sprengen. Es sollen keine zusätzlichen Stunden eingeführt werden, die ohnehin nur von wenigen besucht werden würden. Die Bibelstunde erscheint von daher als die geeignete Zusammenkunft, die man einmal im Monat als Themenabend für dieses Projekt nutzen könnte. Außerdem könnte man evtuell das Prinzip des Austauschdienstes, wie es in den Brüder-Gemeinden Ostdeuschlands sehr gut funktioniert, für die Vermittlung der Themen nutzen.

Das Projekt besteht aus einer Zusammenstellung der wichtigsten dogmatischen und ethischen Themen der Bibel, die so dargeboten werden sollen, dass die Geschwister erfassen,

Während wir bei der normalen Schriftauslegung einen zusammenhängenden Bibeltext auslegen, müssen wir bei Lehraussagen eigentlich alle Schriftaussagen bedenken, die mit dem Thema zu tun haben. Sonst könnte es nämlich geschehen, dass wir durch Weglassen die Lehre der Schrift nicht korrekt wiedergeben und damit vielleicht sogar verfälschen. In der Praxis müssen wir uns dann natürlich auf die wichtigsten Aussagen der Schrift beschränken.

Nun ist die biblische Lehre aber nicht dazu da, unseren Kopf größer zu machen, sondern unser Leben Christus ähnlicher. Gesunde biblische Lehre verändert unser Verhalten. Deshalb schloss der Herr eine seiner Reden mit folgenden Worten:

So wie Hören und Tun hängen auch Dogmatik und Ethik zusammen. Dogmatik beschreibt die christliche Lehre, Ethik, das christliche Handeln, beide auf der Basis von Gottes Wort.


Das Themenraster

Damit man einen Überblick über die Fülle der biblischen Themen behält, braucht man ein Raster. Solch ein Raster wollen wir euch zusammen mit den wichtigsten Themen vorstellen. Die vorgestellten Themen müssen

Wir haben nur die wichtigsten Themen aufgeführt, die durch andere beliebig ergänzt werden können, wenn Fragen zu bestimmten Themen auftauchen. Man sollte allerdings bei der Auswahl der Themen darauf achten, dass sie nicht die Neugierde befriedigen, sondern so wichtig sind, dass alle Geschwister darüber informiert sein müssen.

Die Bibel - Gottes Wort

Der lebendige und wahre Gott

Die unsichtbare Welt, die uns umgibt

Der Mensch, das Ebenbild Gottes

Das Wunder der Errettung

Die Gemeinde, die von Gott gebaut wird

Letzte Zeit und letzte Dinge: Die Lehre vom Wiederkommen des Herrn

Die Lehre vom rechten Verhalten des Menschen (Ethik)


Die Praxis

Wir gehen davon aus, dass pro Monat ein Themenabend stattfinden sollte. Ein Thema sollte nicht länger als eine Stunde dauern und die wichtigsten Aussagen enthalten. Möglicherweise wird aber eine zweite Bibelstunde eine Woche später für ein gemeinsames Gespräch benötigt. Dazwischen sollten immer wieder normale Bibelstunden bzw. Hauskreise stattfinden.

Der Start

Wenn einer oder mehrere Brüder mit ihrer Vorbereitung so weit sind, soll am ersten Themenabend das ganze Projekt der Gemeinde vorgestellt werden. Als Anregung dazu steht eine Ausarbeitung mit Folien bzw. Präsentation zur Verfügung: "Ohne Lehre geht es nicht". Zu diesem Thema gehört auch die Liste der Themen, die man bei dieser Gelegenheit vorstellen sollte (Folie oder Präsentation).

Bei dieser Gelegenheit kann auch festgestellt werden, wer von den Geschwistern eine Arbeitsmappe erhalten möchte, die dann als Grundversion zum nächsten Mal fertig gestellt sein muss.

Wichtig ist, dass der Termin für den jeweiligen nächsten Themenabend bekannt ist. Die Themenabende müssen ausdrücklich am Sonntag vorher angekündigt werden. Sie sollten die Geschwister nicht unvorbereitet treffen. Für das entsprechende Thema sollte dabei geworben werden, denn wir wollen die Geschwister dafür gewinnen.

Es wäre auch möglich, dass man bestimmte Brüder im Bereich der Kreisbrüderstunde (oder benachbarter Gemeinden) bittet, unter sich die Themen aufzuteilen.

Die Arbeitsmappe

Weil wir wissen, wie wenig wir von solch einem Vortrag im Gedächtnis behalten, schlage ich eine schriftliche Form der Merkhilfe vor. Jeder von den Zuhörern sollte spätestens am Ende der Stunde ein Blatt in den Händen halten, das er dann in seine Arbeitsmappe einheften kann.

Die Arbeitsmappen müssen so vorbereitet sein, dass sie zunächst soviel Blätter enthalten, wie es Raster gibt. Hinter das jeweilige Rasterblatt werden dann die einzelnen Arbeitsblätter für das jeweilige Thema geheftet.

Jedes Arbeitsblatt sollte auf einer A4-Seite 1. die Themenüberschrift 2. die wichtigsten Aussagen zum Thema und 3. eventuell einige Fragen enthalten. 4. Name des Verfassers, der verantwortlich für den Entwurf des Blattes ist und dies mit den anderen Lehrbrüdern abgestimmt hat.

Die Vorbereitung

Gründliche Recherche, der Stoff muss beherrscht werden. Man muss zu seinem Thema alles gelesen haben, was man hat. Alle Lexikon-Artikel, wenn man ein spezielles Buch dazu hat, umso besser, den entsprechenden Artikel in einer Dogmatik. Auch im Internet gibt es eine Menge hervorragender Themen. Man schaue z.B. auf die Seiten des Bibelbundes. Mehr wissen, als man sagt. Ich muss selbst verstanden haben, was ich vortragen will.

Natürlich muss man alle einschlägigen Bibelstellen gelesen und verstanden haben. Auf diese Stellen wird man meist durch die entsprechenden Artikel hingewiesen. Aber bitte kein Marathon durch die Bibel! Wenige Schriftstellen lesen, dafür aber ihre Aussage gut erklären!

Stoffauswahl. Schwerpunkte setzen. Überlegung, was der Zuhörer mitbekommen soll. Was will ich ihm beibringen. Eine klare aussagekräftige Gliederung erarbeiten, die auch auf dem Arbeitsblatt gefunden werden kann. Nicht so viele Unterpunkte!

Das Manuskript sehr übersichtlich gestalten. Gliederungspunkte deutlich angeben. Zitate wörtlich. Schwierige Zusammenhänge gut erklären.

Erzählende Teile einbauen.

Die Einleitung

Das Thema sollte immer mit einer aktuellen Fragestellung eingeleitet werden. Die Hörer müssen wissen, wofür das Thema gut ist und warum man es überhaupt behandelt. Nehmen wir zum Beispiel ein Thema über Gottesfurcht: Gottesfurcht im Alltag. Da würde ich so anfangen:

Dann sind wir schon mitten im Thema. Jetzt käme die erste Bibelstelle und dann würde ich normalerweise die Gliederung vorstellen.

Vorschau: Kurze Charakterisierung des im Referat behandelten Themas, am besten anhand der Gliederungspunkte.

Anschauungsmittel

Man sollte Folien nutzen, die Übersichten oder auch die Gliederung enthalten. Vorsicht bei Verwendung eines Beamers: Keine Spielerei mit Effekte, das lenkt nur ab.

Mitarbeit der Zuhörer ist nur sehr begrenzt möglich. Bitte beachten, man hat nur eine Stunde Zeit! Es ist aber auch sinnvoll, zwischendurch Zeit für Rückfragen zu geben.

Man könnte ein Buch zum Thema vorstellen, das man selbst mit Gewinn gelesen hat. Ebenso kann man auf gute Artikel in Lexika, Zeitschriften (:Perspektive) oder Internet hinweisen.

Auf dem Arbeitsblatt sollte die Gliederung stehen. Nicht unbedingt mit allen Unterpunkten, auch nicht Dezimalklassifizierung.

Dazu müssen die wichtigsten Bibelstellen genannt (wenn man Platz hat, auch ausgeschrieben) sein und natürlich die wichtigsten Aussagen zum Thema. Ziel soll sein, dass jemand, der nicht dabei war oder alles vergessen hat die wichtigsten Inhalte nachlesen kann.

Quellenangaben sind nützlich.

Das Papier sollte so gestaltet sein, dass jeder noch Platz für Notizen hat. Es darf also höchstens die Vorderseite beschrieben sein!